Jemand sagte zu mir: Ich habe als Kind immer Nackteburg gesagt.

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Der Sommer öffnet zögerlich die Vorhänge. Man kann sich schon sehr gut draußen aufhalten, abends wird es nur kühl. Auf dem Bild ist wieder so eine Magdeburger Kugel zu sehen. Fehlen nur die sechzehn Pferde, je acht zu jeder Seite angespannt, sie auseinanderzureißen.

Also, dieser alte Sack, Charles Bukowski hat einmal wie folgt gesagt:

Eine Frau zu sein ist ein Full-Time Job.Man kann nicht noch nebenher etwas anderes machen.

Ich wandle das einmal um in: Gastgeber zu sein ist Ganztagsarbeit.

Heute ist nun Gerd-Gedig-Rundum-Tag. Ich habe für ihn bereits ein Fahrrad organisiert (spontane Leihgabe von Norbert Pohlmann). Wir werden radeln und radeln. Und dann findet hier noch die Bier-Börse statt. Er hat gesagt, da will er hin. Die beginnt 15 Uhr. Und danach werde ich versucht sein, ihn ins ForumGestaltung zum Chanson-Abend zu schleifen. Mal sehen, wie meine Chancen stehen? Kann sein, er sagt, er will mehr&mehr Magdeburg als Stadt und Land erleben? Dann muss ich ja wohl ihm den Gefallen tun und edel&gut zu ihm sein.

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Weil, er ist ja hier vor allem mein Gast in NACKTEburg. Ich versuche alles, ihm die Stadt schmackhaft zu machen, aber es kann sein, er geht nicht drauf ein, was ich aber eher nicht denke, der sieht die meisten Dinge, wie ich sie sehe, und ist neugierig genug. Eben alter Kumpel. Eben mein Alkohol-Therapeut und die Freundschaft feiert nun mittlerweile ihr zwölftes Jahr.

Zwölf ist immer gut. Zwölf Geschworene gibt es. Zwölf Monate hat ein Jahr. Zwölf gute Fee erscheinen zur Hochzeit und erst danach die dreizehnte, die fies&gemein ist.

Das dazu. Zuhause daheim haben sich zwei Jungs im besten Jugendalter ihre Haare abgeschnitten. Die Rede war von Mutprobe. Und mir fiel sofort ein, ich habe mir auch einmal die Haare abgeschnitten. Und dann habe ich mit dem blanken Schädel bei meiner Frau geklingelt, den Kopf ganz rasch unten auf die Fussmatte gelegt – sie hat die Tür aufgemacht, mich – also meinen glänzenden Kahlkopf – dort wie einen Kohlkopf am Türpfosten liegen gesehen und sich erschreckt und aufgeschrien, die Gute. Und dann wurde der kleine Spaß von mir ein derber für sie unverzeihlich, gruseliger Gag geheißen. Sie sprachen alle nur noch von groben Unfug&Schock.

Ich wurde nie mehr so richtig warm mit meiner damaligen Frau, Mutter unserer Kinder. Sie fragte mich dauernd scharf aus. Ob ich noch recht bei Verstand&gesund wäre im Kopf, mich mitten im Winter ohne jeden ersichtlichen Grund, einfach so kahl zu scheren?

Kahl&kalt blieben als Wort-Duo übrig. Der Vorfall ist nicht vergessen.

Jetzt aber gehe ich erst einmal in den Tag, duschen, schreiben, essen, trinken. Tee aus dem kühlschrank, gestern abend extra gekocht und dort hinein gestellt. Mein Gast liebt Gulasch. Den habe ich auch noch schnell zubereitet. Mit Schmetterlingsnudel.

Wie sagte Bukowski in etwa: Magdeburg-Scout zu sein ist ein Voll-Time-Unterfangen.

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