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Das asian-cook-art-Aquarium

Gedämpfte Brauntöne, abgerundete Ecken, contemporary design, die unvermeidbare Buddhastatue, Orchideen natürlich.

Am Mittagstisch: Arbeitskollegen, Kostüm, Krawatte und Anzug, anthrazit, weiß, graublau, Geschäftsgespräche, daneben einträchtig durch die Scheibe den Vorbeieilenden hinterher blickende Rentnerpärchen.

Zwischen vierzehn Uhr dreißig und siebzehn Uhr: Ruhe. Die Bedienungen falten Servietten, wischen Tresen, fegen mit den Handflächen einzelne Krümel von den Sitzpolstern. Spülhilfen rauchen an der Hintertür. Die Küche atmet tief ein vor dem nächsten Mise en place. Die Straßenbahn nach Cracau fährt vorbei und vielleicht würden alle gerne ein C gegen ein K tauschen und einsteigen. Vielleicht auch nicht, um fünf werden die Teelichter angezündet.

Abends: Freundinnen, Jubiläen und Geburtstage im ersten Stock. Unten Dates an Zweiertischen, in der Regel sitzt Sie mit dem Rücken zur Scheibe. Handtaschen neben den Stuhlbeinen, in denen sie meistens, kaum sind sie einen Moment alleine, mit langen Armen ihre runden Spiegel suchen, nachsehen, ob sie in Ordnung sind.

Am schönsten ist das asian-cook-art-Aquarium sowieso morgens. Wenn die Hauswand dahinter Sonne reflektiert und Reinigungskräfte in pastellfarbenen T-Shirts schweigend Staub wischen.

In der Mitte des ersten Stocks verläuft eine unsichtbare Grenze. Die langen Kanten der Servietten auf den Tellern zeigen in der einen Raumhälfte nach Norden, in der anderen nach Süden. Die weißen Dreiecke sehen im Dämmerlicht aus wie die Segel zweier Flotten, die lautlos und gleichmäßig aufeinander zuhalten.

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37e

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Quadrat

Das erste, was mir an Magdeburg auffält: Die Stadt ist quadratisch, ganz selten mal ein Bogen. Nichts ist schief, fast überall 90 Grad Winkel.