Lesung im Gewächshaus

OLYMPUS DIGITAL CAMERAOLYMPUS DIGITAL CAMERAHeute habe ich noch vor dem Mittagessen um elf Uhr vormittag fein gesetzte Gedichte und poetische Reise-Texte gehört – und eine Musik dazu, einen ganz wundervollen Bass. ich habe darüber eine Zeichnung geschaffen, die mir sehr gut gelungen scheint. Es ist ein guter Ort. Es sind so viele Pflanzen um einen herum. Die Luft ist tropisch und der Kopf wird groß, kann deutlich mehr aufnehmen. Danach bin ich im Gewächshaus herumgegangen, habe mit dem mann geredet, der alle Pflanzen kennt und weiß, wie viel Wasser sie trinken.

Im GewächsHaus

OLYMPUS DIGITAL CAMERAIch sah die PanamahutPalme, ein Gewächs, dessen Fasern irgendwie zum Hut geflochten werden. Ich sah fleischfressende Pflanzen, wie wir sie kennen, mit ihren Klappfächern, die Wimpern tragen. Ich sah den brasilianischen Federbusch, und ein paar Schädlinge wurden per Steckbrief gesucht: Die Wollaus, die Blattlaus, die Florfliege, vor allem deren Papplarven. Ich nahm flink die Stufen und ging den schönen Bogen entlang über allen Palmenwedeln. Ich fand die KapernPflanze, den schönen Busch im KakteenHaus, den mir der Pflanzenwart beschrieben hat. Die Blütezeit ist längst vorbei, sagte er. Mir reicht die Pflanze zu sehen und an Sizilien zu denken, wie ich Tomaten roh und geviertelt aß und eine Handvoll Kapern dazu. Unvergleichlicher Geschmack. Mir wird die Zunge feuchter als feucht sowieso. Ich sah auf einem künstlichen Teich diese riesigen Blätter, groß, hellgrün mit Kante und Dornen daran, auf die man ein Kleinkind stellen kann, wenn man eine entsprechende Unterlage von knapp einem Meter nutzt. Große Tabletts, die aus den Siebziger Jahren stammen könnten. Ich sah die Königin der Nacht, eine stachlige kleine Beere in der Ecke. Und plötzlich roch alles nach Meerschwein. Hier gibt es ein Gatter für sie. Und zwei kleine MiniHühner entdeckte ich im Dickicht. Mit so Federfächer auf dem Köpfchen. Das Chamäleon war grün geschmückt und langsam in seinen Bewegungen, gemütlich, in sich ruhend, fast so etwas wie ein Magdeburger Bürger.

Und dann kamen sie eigens, mich zu sehen, unterhalb ihrer sicheren Brücke doch hervor: Die hiesigen zwei Kaimane. Einszwanzig groß; ich bin etwas größer, schwimme aber nicht so viel im Wasser umher. Sie sind keine Jagdtiere, deswegen sind alle Fische im Becken vor ihrem Biss sicher. Bissig und jagend sind die Wasserschildkröten. Die schnappen schon mal zu und fressen gelegentlich einen Fisch. Und erstmals in meinen Leben besah ich mir hinter Glas PfeilgiftFrösche und den blauen FärberFrosch. Auf matschigen Herbstblättern saßen sie herum und könnten herrlich schlittern, wenn sie nur wollten, lustig auf ihren Buckeln rutschen.

Eine ältere Dame hält ein rötliches, weiches Stachelband in ihrer Hand und sagt laut: Wie sich das anfühlt. Der Name ist KatzenSchwanz. Ist schon zum kichern. Sie nur nicht darauf hinweisen, dass sie einen Schwanz in ihrer kleinen Faust hält. Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Pflanzen, hat Katja Lange-Müller gesagt, wenn ich mich richtig erinnere. Und kurz vor der Lesung stand ich auf Höhe mit Goethe, hier als GoethePflanze, versteckt und seitlich, fast zu übersehen, unauffällig wie der Altmeister selbst nie gewesen ist. Und hielt mich kurz im Telemann-Garten auf, bevor ich mich dann auf einen der Stühle setzte und den Texten, der Musik lauschte.

Um die Bühne, auf der die Lesung mit Musik stattfand, schwammen mittelgroße Goldfische, so rot wie Vogelbeeren.

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