Wir wollen Sonne statt Reagan, sang Joseph einst – kleiner Ausflug zur Kunst

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Man wird in Magdeburg so flink zum Wiederholungstäter. Oh ja, ich bin rückfällig geworden und wieder ins Gefängnis eingerückt, in die JVA, dieses Mal war da Haut-Painting angekündigt und fand auch statt. Vor der Bühne ein Mann mit Hut im gestreiften Hemd und auf der Bühne zwei Musiker, einer so gar mit holländischen Akzent. Und dann kamen die Damen ließen sich Arme, Waden, Brustkorb mit flottem Stift be-painten. Dazu gab es Dadaistisches von Beesten, Herbert, stadtbekannt.

Und dann war das um und aus die Maus und einige Häute verziert für ein paar Tage, alles abwaschbar. Und Bühnenumbau.

Und schon trompetete ein junger Mann aus Potsdam noch nicht ganz wie Miles Davis aber nahezu auf dem Weg dorthin. Und Beesten und jener Mann mit Hut legten auf einem schwebebalkenbreiten Gummiband (für über die Kabel zu legen), eine Tanz hin, wie ich ihn früher gern ausgeführt habe, unsichtbar auf dem Spitzdach eines Doms balancierend oder unsichtbar Golf spielend. Was dabei für Verrenkungen nötig sind und sich ergeben, lässt viele Menschen an Neutanz denken, dabei macht man auf der Tanzfläche nur seinen Job. Ich habe immer darauf gesetzt, es wie Neutanz aussehen zu lassen und mich behütet, niemals zu sagen, dass ich Chaplin in der Schlussszene von Modern Times tanze oder Dick & Doof an der Bar oder einfach nur meinen Nachbarn beim Versuch auf seinen fahrbaren Rasenmäher zu steigen ohne die Tomatenkiste aus der Hand zu legen und dabei weiter Zigarre zu rauchen.

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Vorher war ich unter die Japaner geraten, sprich in einem lebendigen „Kommick mizu mizu“ einbezogen, lauter Figuren um mich herum, in hellen Stoffen, mit bunten Perücken und jede für sich ein kleiner Star. Das ist ja so eine Krankheit unserer Epoche, die Vereinsamung, die schon im Kindesalter beginnt und dazu führt, dass die Jugend sich nur noch zu verkleiden und verbergen und entstellen weiß, weil sie dann wenigstens WER sind und nicht Nullachtfzffzehn nur eine Schulperson, ein Muttervaterkind, ein beliebiges Wesen mit auch nicht viel anderen Hobbys als die anderen: Burgeressen, Langeweileschieben, mit den Fingern irgendwie sich was erzählen und anschauen und zusenden und so. Die Kamera habe ich stecken lassen. es waren viele, viele Fotografen da und ich denke, einige von denen taten nur so als ob sie Fotoisten wären. Die haben eher was für zu Hause in der dunklen Kammer gebraucht, so Bilder von Teenies, die sie antörnen oder so? Verschiedene Menschen sind absolut unterschieden veranlagt und so kleiner Fetisch am Bild ist da nix besonderes. Pervers ist eh wer Perverses denkt, sage ich mir. Also ein Foto habe ich geschossen und zwar wie der Großwildjäger beinahe, auf Hirsch und Kuh, juhu. Und dann wie esagt weg von den Entstellten und direkt ins Gefängnis.

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P.S.: Also acht Euro Eintritt und dann so eine Wärtertruppe, die einen anblafft: Äh nischte mittem Fohrrod nein hier, dass einem die Lust auf alles vergeht. Die haben viel mit Knast zu tun, aber nicht mit dem, was drinnen an Kunst abgeht am Hut. man kann sie sich richtig im Dienst darinnen vorstellen. Die tun so als ob wir, also als ob ich nicht Kunst sehen will, sondern sofort parieren möchte, Zuchthaus und Ordnung kennen lernen wollte. Ich habe die bequasselt was der Lügensack aushält. Dass ich Musiker bin, zu spät bin, die anderen schon spielen, ich singen soll und Painting auch noch ausführen und so. Da haben die sich die Ohren zugehalten, sich gefragt: was issen dass fürn Penner – und mich mit Rad durchgewiesen, aber zackig he, he.

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