Aus meinem Gedichtband Zeit ist eine Kugel
möchte ich hier das Gedicht über meine Heimatstadt hinzufügen
Weimar
Ich werde dich nicht los
du altes Weib
zerknautscht die Haut
wie deine Seele
Bis an den tiefsten Punkt der Erde
schleppst du mir deine Kiepe nach
schüttest über mich die Packen
mit den Worten und den Zahlen
Läutest deine Glocken
wie stumme Schreie von dem Berg
der dir in deine Seite sticht
und Schatten wirft in jedes Kinderbett
Im Anfang war das Wort
und nicht die Tat
so sind die Worte eher gestorben
liegen dicht beim Ginkgobaum, am Ahorn
unter deinen Pappeln und den Buchen
Die Gräber sind’s
wohin du meine Schritte ziehst
Zum Blitz, zur Gruft der großen Denker
Die Mauer überspring ich leicht
wie damals für den ersten Kuss
Der erste Kuss
der mich auf Goethes Pfaden traf
stumm mich zu machen
für den Augenblick
doch meinem Jetzt die Worte löste
dass ich dich lieben kann:
Du Stadt der Mütter
und der Mörder
die ich nicht los werd‘
wie die Gräber