Übrigens: Ein Buch ist in meiner Magdeburger Zeit bereits im Entstehen – DYLAN THOMAS UND ICH

Arbeitsbericht: Mit dem halbfettigen Manuskript reiste ich an, überarbeitete es, fügte Textstellen hinzu, korrigierte Irrtümer, besserte Fehler aus, stellte die Kapitel dann sorgfältig neu zusammen, ordnete den Text nach Zeit, Aufenthalt, Ort und Raum, fand durch Vermittlung den Verlag, konnte pünktlich abliefern und freue mich darauf. Den Anfang des Werkes gebe ich unterm Bild von mir und Dylan Thomas in Swansea (Wales) auf dem Sockel seines Denkmals im Hafen wieder.

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Ich singe für dich Dylan Thomas

Auf das Geschäft des Schreiben. Auf die Ideen, die schwierig zu finden sind. Auf den Geist, der Leben tanken will. Auf die Sorgen, die auffahren sollen. Auf die Trinker. Auf Menschen, die sich mit ganz normalen Dingen herumschlagen. Auf den Geist, die sich nicht abschalten lässt. Ich stoße auf alle Dichtern an. Auf den Gesang, die Musik, die Dichtkunst. Hoch die Tassen. Auf die bekannten Künstler wie die unbedeutenden, genialen Versager.

 

Erstes Kapitel

Wie als wären nicht Jahrzehnte Zeit zwischen deiner und meiner Geburt. Wie als müsste ich mich beeilen, rechtzeitig zu deinem hundertsten Geburtstag diesen Text fertig zu bekommen, schreibe ich alle meine Gedanken auf. Wie ich das erst Mal auf dich aufmerksam geworden bin, was du mir bedeutest, warum ich meine, dass unsere beider Leben miteinander verwoben sind, wir so mannigfaltig miteinander zu tun haben.

Du redetest in mir fortan fort. Deine Stimme ging mit mir durch die Welt. Auf allen meinen Wegen sprach sie zu mir. Und ich schlief mit deiner Stimme ein, erwachte durch sie sanft geweckt. Du wurdest zum Singsang in mir. Und dann eroberte ich das Radio zurück. Aber du gingst nicht mehr über den Sender. Deine Stimme blieb aus. Es wurden ganz andere Dinge gesendet. Musikstücke, Kinderstimmen, Sportreportagen. Ich war traurig. Ich begriff es einfach nicht. Wo warst du nur hin?

Und dann geschah dieses Wunder. Ich hörte mich plötzlich mit deiner Stimme reden. Ich war gar nicht der Junge für so eine feine Stimme. Ich war nur die menschliche Hülle, eine Art Muschelhorn, aus der hervor du mit deiner Stimme zu mir sprachst, bis auch das nicht mehr nötig war. Bald schon sprach ich selbst mit deiner Stimme. Nicht laut, da hätten sie mich alle nur entgeistert angestarrt, nein leise, inniglich.

(ERSCHEINT IM HERBST 2015 bei WORTreich IN WIEN)

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