Radeln

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Und so sieht die Kugel, die ich bei Magritte in Brüssel sah, im Guericke-Museum von Magdeburg aus.

Ach ich fahre mit meinem Rad nun richtig allein hinaus aus der Stadt. Nicht weit, aber immerhin. Auf der anderen Uferseite wendete ein Heuwender Heu. Ein lange nicht gesehener Vorgand. Heu wenden nach der Wende. Hinter mir die grossen Speicherhäuser, das Magdeburger Mühlenwerk. Vor mir eine Lady mit langer, langer Hundeleine, an der ihr Liebling bis ins Wasser hinunter reicht. Vorbei an dem schicken Traditionsboot, über eine Brücke, mehr ein Brücklein. Einen einsamen Radweg entlang, von Buschrosen, aus deren Früchten wir damals Juckpulver zogen haben, wie wir das nannten.
Die Brücke zum Herrenkrug ist toll und man muss schon ordentlich in die Pedale reintreten, sie in einem Ritt zu nehmen. Anhalten, sich die Wasserflächen drunter ansehen, diese kleinen Idyllen, Biotope, kann man aber auch.

Drüben angekommen, nehme ich mir vor, mir später einmal richtig Zeit für den Baumbestimmungs-Park zu nehmen. Habe Nachholbedarf. Kenne nicht all die Bäume, die ich kennen sollte. Mit Singvögeln sieht es genauso schlimm bei mir aus. Bevor I die möchte ich Bescheid wissen.

Dann die Rennbahn und in ihr befindlich eine Golfanlage, von den üblichen weißen Stangen der Rennbahn-Begrenzung eingeschlossen. Ein Wasserhahn läuft und läuft und niemand ist zu sehen, nur eine Bürste liegt da herum. Ich drehe ihn ab. Wasser vergeuden nervt mich nach wie vor. All zu viele Rennen finden hier nicht statt. Mal was Mitte August, dann im Oktober, immer um 14 Uhr, also. Wöchentlich garantierte Gewinne sind hier spärlich angesagt. Fünf schöne, griechisch anmutende Säulen stehen da in Reihe, ein wenig wie hingestellt und nix weiter passierte.

Ich fahre die Pferdepensionen ab, die Landstrasse ist bestens asphaltiert. Aber in den drei Kilometer entfernten Ort will ich nicht. Ich biege ab, drehe bei wie der Kapitän sagt, kehre um, komme wieder nach Magdeburg zurück. An Eisenbahnwaggons alter Schule vorbei. Durch den verführerischen Duft der Kaffeefabrik gestrampelt. Hin zum Feuerwehrgelände, wo vor allem ausgebildet und geforscht wird. Ein ehrwürdiges Haus zum Bürgersteig hin. Abgerundete Fassade. he, man könnte glattweg Bauhausstil denken?
Gleich daneben ein Hotel mit dem Namen SLEEP & GO. Ich meine, wenn man so seine Gäste begrüsst wird, wie sollen die dann noch an einem Stadtrundgang in Magdeburg interessiert sein? Das Gebäude auf dem Sprung vom Moonlight ist sehr sehr ansehnlich.

Und dann bin ich im Museum. Nette Frauen. Kostenloser Eintritt. Fahrstuhl zum dritten Stock. Zwei Schulklassen gerade zugange. Tue ich auf Schüler, lausche ich ein bisschen rein, mache mir meine Gedanken, ob ich das und dieses auch gewusst hätte?
Suche nach den Halbkugeln. Fotografiere sie. Wenn ich einmal in Brüssel bin oder es um die von mir angestrebte Städtepartnerschaft mit Brüssel geht, habe ich sie als Beweismittel parat. Und zum Schluss dann die Eintragung ins Gästebuch des Hauses. Dank an die zwei lieben Frauen an der Rezeption. Schon einmal gewissenhaft üben, falls man mich eines Tages bittet, als Stadtschreiber Nummer drei ins Ehrenbuch der Stadt meinen Namenszug hinein zu schreiben?

Ich wette, die Damen haben sobald ich auf dem Fahrrad saß und weg war, geschaut, was ich da hinein gekritzelt und gezeichnet habe. Oh, werden sie gesagt haben, das war der Stadtschreiber? Wenn sie sich nicht beide angeguckt und die Achseln gezuckt haben und jede nicht wusste, was das ist, was das soll?

 

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