Marian Kindermann und Friederike Walter

Den Magdeburger Theatergängern ist Marian Kindermann ganz sicher ein Begriff und eine
Erinnerung an besondere Schauspielkunst. Ich erlebte ihn hier während meiner Amtszeit als
Stadtschreiberin in Ayckbourns Komödie „Ab jetzt“ und Gorkis Drama „Nachtasyl. Bekannt war
Marian Kinsermann mir aber schon länger. Vor einigen Jahren spielte er die männliche Hauptrolle
in dem Kinofilm „Das Hochzeitsvideo“ in dem mein Mann als sein Schwiegervater besetzt war.
Matthias war nicht nur von Marian Kindermanns schauspielerischer Begabung und seinem
Partnerspiel angetan, er überzeugte ihn in den Pausen und nach Drehschluss als Mensch und
Charakter, was wir beide als einen sehr sehr wichtigen Aspekt für ein Künstlerleben ansehen. Als
ich Marian hier in Magdeburg auf der Bühne in einer Inszenierung erleben konnte, die mich
begeisterte, war es ein leichtes Matthias dazu zu bewegen, extra wegen dieser Vorstellung
anzureisen, um auch Marian in: „Ab jetzt“ zu erleben…

photo © Christian Hartmannn

Ich bin glücklich und dankbar, dass er am 28. – 29.09. mitlesen wird. Er passt perfekt auf
die Figur des Hauptplots dem icherzählenden Schriftsteller Konstantin.
Am 29.09. wird er ein ganzes Kapitel etwa um 17 Uhr übernehmen.
Aber auch die Figur des Sascha, die ich meinen Schriftsteller erfinden ließ, wird er gleich am
ersten Tag lesen.

„Sascha träumt vom Vergessen“ heißt die Geschichte und wird von Marian Kindermann am
28.09. wahrscheinlich so gegen 15.30 Uhr gelesen.
Diese Geschichte hat einen zweiten Teil, komplett heißt sie: Sascha träumt vom Vergessen – Jana nicht

Dann kommt die Geschichte: Jana lacht
Und für die konnte ich die Schauspielerin und Sängerin Fridericke Walter gewinnen.

photo © Jens Wolf

Ich habe Friederike Walter kennengelernt in: Olvenstedt probiert’s und werde sie im September
als Gretchen im Faust erleben, was im Forum Gestaltung wieder aufgenommen wird.

Über Friederike habe ich in diesem Blog schon geschrieben. Sie gehört für mich zu den Frauen,
die nicht nur äußerlich schön sind sondern vor allem durch ihre inneren Werte „leuchten“. Sie hat
sich charakterlich – vom sicher schon frühen Geschenk ihrer Schönheit – nicht verderben lassen.
Im Gegenteil: ihre Menschenliebe und Hilfsbereitschaft erwärmen die Herzen.

Schön, dass sie dabei ist am 28.09. etwa 16 Uhr im Anschluss an Marian Kindermann
Inhaltlich wäre es aber von Vorteil, in dem Falle die ganze Geschichte also beide miteinander zu
hören: Marian Kindermann und Friederike Walter
28.09. um 15.30 Uhr

Wer liest noch? Matthias Brenner.

Matthias ist Schauspieler, Regisseur und zur Zeit Intendant des Neuen Theaters in Halle.
Matthias und ich sind seit 1991 ein Paar. Einige Jahre hat er als Regisseur auch in Magdeburg
gearbeitet (u. a. Die Musicals „Fame“; „Hair“ und „Jesus Christ“ oder „Effie Briest“ im Schauspiel).
Damals besuchte ich ihn — weil beruflich an anderen Häusern beschäftigt — immer nur zu den
Premieren. Das war viel zu kurz, um mich von der Stadt faszinieren zu lassen. Magdeburg ist eben die Stadt auf den 2. und manchmal sogar erst 3. Blick — aber dann lässt sie einen nicht mehr los.
Einem breiteren Publikum ist Matthias Brenner vielleicht durch seine Mitwirkung in der mit dem
Grimmepreis ausgezeichneten Serie: „Club der roten Bänder“, der ARD Produktion „Charité“
oder als Pathologe im Bremer Tatort bekannt. Mein Lieblingsfilm mit ihm ist der Studenten-Oscar
prämierte Kurzfilm: „Von Hunden und Pferden“ (Geschichte von Clemens Meyer). Übrigens im
letzten Jahr ist er auch ausgezeichnet worden für einen Kurzfilm (Der Besuch), in dem ich an
seiner Seite die Ehefrau spielte.

In Matthias habe ich einen leidenschaftlichen Mitstreiter und Mitlesenden meiner Texte. Da er sich während der Sommerferien mit meinem Manuskript befasste und sich dabei dermaßen vom Inhalt und den Figuren fesseln ließ, dass er immer wieder darauf zu sprechen kam, entwickelten sich bei mir Gedanken vom Weiterschreiben! Ja, warum nicht? Das Ende des Romanmanuskripts „Zerbrechliche Welten – Gott, ist die Schöpfung schön“ beschreibt einen Status Quo. … Doch …
Die Hauptpersonen leben, lieben, agieren ja weiter. Es könnte gut einen zweiten Teil geben und
warum soll in dem nicht auch Magdeburg eine bedeutendere Rolle zukommen? Alles offen …

Matthias Brenner liest voraussichtlich gleich am ersten Tag in der zweiten Runde
28.09. um 14 Uhr das Kapitel: „Könnte ich mit Engelszungen reden…“

Am Abend des 28.09. lesen wir zum Abschluss des ersten Tages gemeinsam 20Uhr „Aufbruch im Schnee – beginnend weit nach Mitternacht im Bett einer in die Jahre gekommenen Ehe“
… eine der Geschichten, die der Icherzähler – Hauptprotagonist erfindet und niederschreibt, um
seine Frau für sich zurückzugewinnen.

Am 29.09. um 18 Uhr wird Matthias Brenner das Kapitel: „Wäre das Leben ein Roman“ lesen
Nach der Lesung wird er sich an den musikalischen Beiträgen beteiligen und gemeinsam mit
Martin Reik singen …

Wer liest mit beim MarathonLeseFest vom 28. – 29.09.2019

Hier stelle ich nun nach und nach die Mitlesenden unseres Lesemarathonfests am 28.-29.09.2019 im Forum Gestaltung Magdeburg vor:

Ulrike Krumbiegel

Hier besuchte sie mich zu einer Lesung im dem von Thomas Rühmann (Sohn Magdeburgs) gegründeten Theater am Rand.

 

Ulrike Krumbiegel und ich sind beste Freundinnen seit 39 Jahren. Damals kam sie ans Staatstheater Schwerin als Anfängerin, wo ich schon engagiert war. Bei der Leseprobe unseres
ersten gemeinsamen Antike- Projekts — sie spielte die Iphigenie, habe ich mich schlagartig von
ihrer Stimme und von ihren braunen Augen faszinieren lassen. Sie erinnerte mich an die Jugend und Theateraufnahmen meiner damals schon verstorbenen Großmutter, die klein und zart aber mit einem überwältigenden Alt als Opernsängerin und Schauspielerin in ihrer Karriere sowohl die Carmen gesungen wie auch das Gretchen gespielt hatte.

Ulrike und ich spielten im folgenden in Lessings „Minna von Barnhelm“ Minna und Franziska
miteinander und befreundeten uns so eng miteinander, dass auch die spätere räumliche Trennung
dieser Freundschaft nichts anhaben konnte. Ulrikes frühe Karriere bei Film, Fernsehen und am
bedeutenden Deutschen Theater Berlin erlaubte es ihr, schon zu DDR- Zeiten mich, die ich 1984
in die BRD ausgereist war und nach Basel engagiert wurde, in der Schweiz zu besuchen. Nach
der Wiedervereinigung ließ Ulrikes Treue keinen der Spiel- Orte aus, an die es mich verschlagen
hatte und so saß im Publikum in Bremen, Leipzig, Bozen, Zürich, München, Freiburg und Tel Aviv.
Natürlich erlebte sie auch: „Olvenstedt probiert’s“ im Forum Gestaltung Magdeburg.

Um die Jahrtausendwende, als auch ich am DT engagiert war, standen wir sogar noch einmal
gemeinsam auf der Bühne. Wir spielten in der Thomas Langhoff Inszenierung von „Onkel Wanja“
— zusammen Sonja und Jelena…

Und nun lesen wir zusammen am Sonntag 29.09. etwa um 15 Uhr wird es so weit sein, dass die
Lesung zu der Geschichte vorgedrungen sein wird:
Tränen habe ich nicht mehr, Schreie hatte ich nie, jetzt kommen die Worte …
Wir haben sie im Sommer schon mal zusammen probiert auf Usedom.
Doch am 28. – 29. September wird Ulrike auch zwei weitere längere Abschnitte allein lesen …
gleich in der ersten Stunde (also etwa 12.30 Uhr) eine Geschichte: Ava.

Am 29.09. wird sie in der letzten Runde Avas Geschichte zu Ende lesen (voraussichtlich gegen 19
Uhr) vorher waren wir wie gesagt gegen 15 Uhr gemeinsam dran.

Ja, alles ist durchdacht — wobei: es wird ein Menschenlesefest und da kann auch mal was
menschlich mit der Planung durcheinander gehen …

Die Stunden fliehen

Heute in einem Monat , also am 30. September wird meine definitiv letzte Lesung als amtierende Stadtschreiberin im Magdeburger Literaturhaus stattfinden.
Da ich gestern zur Eröffnungsveranstaltung der Literaturwochen im Gesellschaftshaus erfuhr, dass diese unter dem Thema Paare und Paarschaften stehen, habe ich mich entschlossen, eine
Geschichte aus meinem Romanmanuskript „Zerbrechliche Welten- Gott, ist die Schöpfung schön“ zu wählen, die sich darauf bezieht. Ich habe das Glück, dass mich mein Mann, der Schauspieler Matthias Brenner dabei unterstützen kann. Wir werden also beide eine Paarbeziehung lesen:

„Aufbruch im Schnee“ heißt sie – beginnend weit nach Mitternacht im Bett einer in die
Jahre gekommenen Ehe…

Das hat nun nicht unbedingt direkt etwas mit Magdeburg zu tun — aber es gibt ja im Anschluss
sicher ein Gespräch und da kann ich gern erzählen zu meiner Zeit hier.

Es fällt mir schwer an den Abschied zu denken— aber alles ist endlich und die Abschiedsglocken werden bald läuten …

Den Fahrradweg vom Gesellschaftshaus zurück an der Elbe gestern Abend unterbrach ich öfter
und ließ ihn zum unvergesslichen Erlebnis werden. Nächtliche Hochsommer- Atmosphäre an der Elbe – überwiegend junges oder junggebliebenes Leben, buntes Leben, beinahe so, wie ich es aus meinen Jahren in Basel am Rhein kenn. Auch da hörte ich Vielsprachigkeit und erlebte dieses friedliche Nebeneinander-Genießen. Der Fluss verbindet, die laue Nacht das ganz in der
Gegenwart – Verweilen …

Schönes Magdeburg!

Meine nächsten Termine in Magdeburg
08.09.2019 um 18.00 Uhr
Benefizlesung
„Doppelt verdientes Glück“
Titelgeschichte des im März erschienenen Geschichten und Gedichtebuches von mir
18 Uhr in der St. Ambrosius Kirche (Sudenburg)

11.09.2019 um 19.00Uhr
kubus 2025/ Fürstenwallstraße 11 hinter dem Kunstmuseum
„Tränen habe ich nicht mehr, Schreie hatte ich nie, jetzt kommen die Worte“
Eine noch unveröffentlichte Geschichte die zu meinem In Magdeburg entstandenen
Romanmanuskript gehört.

In einem Monat ist es soweit

Ich habe im wesentlichen die Zeit genutzt mich mit mir und meinem Romanmanuskript zurück zu ziehen, den Blog darüber vernachlässigt. Zwischendurch probierte ich schon mal mit Ulrike Krumbiegel und Matthias Brenner auf Usedom für die Lesung in Magdeburg …

Es hat funktioniert

Auch ein paar Gedichte sind dort wieder entstanden.

Zurück bin ich dann direkt in die Festung Ravelin.

Habe mich in der faszinierenden Kulisse dieses Ortes von den Kollegen beeindrucken lassen, die sich Zuckmayers Geschichte um den ‚Hauptmann von Köpenick’mit Leidenschaft, Tiefe und Humor angenommen haben. Leider war es mir unmöglich, auf Fotos auch nur annähernd die umwerfende Atmosphäre von dort einzufangen. Deshalb hier nur ein einsames vom Hauptdarsteller Michael Günther, der übrigens auch einer der Mitlesenden des Lesemarathonfests am letzten Septemberwochenende sein wird.

Auch der Schauspieler Oliver Breite, Regisseur des Abends wird einer der Überraschungsgäste sein. In den nächsten Tagen werde ich die Überraschungen langsam ‚lüften‘ . Die Freunde und Kollegen, die sich für das Fest mit ihren Lesestimmen aktiv zur Verfügung stellen.

Ich hatte den Ort – die Festung Ravelin schon im Juli durch die Einladung eines Konzerts der Band von Michael Magel erleben können. Wieder eine kleine Offenbarung – was ist Magdeburg reich ! Und hier sind sie auch die Menschen, die das wissen — achten! sich mit Herz, Seele und all ihren Kräften engagieren. Gute Gespräche hatte ich in den Pausen der Aufführung.

Die Strahlungskraft dieser Menschen wünschte ich mir mehr für Magdeburg- die Stadt hätte es verdient ! Das ehemals historisch gewachsene Selbstbewusstsein Magdeburgs, was sich einmal auch durch die weitreichende Anwendung des ‚Magdeburger Rechts‘ zeigte – wünschte ich mir im Heute wieder : Gründe gibt es genug !

Nach der Vorstellung

Am Sonnabend, dem Tag an dem wir abends unsere letzte Vorstellung von: „Olvenstedt probiert’s – 29.Versuch: Die Möwe“ spielen sollten, bin ich vormittags per Fahrrad zu meiner Kollegin Friederike Walter an den Barleber See gefahren. Für den ersten Teil des Weges entschied ich mich natürlich wieder für die Elbnähe, erst am alten Hafen bewegte ich mich auf den Straßen entlang alter und neuer Industrieanlagen, wobei auch die für mich etwas faszinierendes haben. Die alten Bahnwaggons und Lokomotiven ohnehin aber auch die gigantischen Teile von Windrädern, die ich hinter Zäunen lagern sah. Mich beruhigen Windräder. Sie sind jederzeit abbau,- oder umsetzbar, ohne dass sie Müll produzieren, der noch in tausend Jahren verheerend wirkt.

In der tropischen Hitze des 29. Junis 2019 zogen sich allerdings dann doch die letzten Kilometer zum Barleber See und wurden für mich zu einer kleinen Anstrengung, zumal ich immer vom Weg abkommen wollte, grünere zu suchen, die sich für mein Ziel aber nicht auftaten. Manchmal kann man eben noch so mutig und veränderungsbereit sein, es gibt nur die vorgeschriebenen Wege, die uns dahin führen, wo wir ankommen wollen. Als Friederike mir anbot, mein Fahrrad und mich nachher mit zurück in die Stadt zu nehmen, erfreute mich dies Angebot, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, wie sie es würde realisieren können.

Friedericke Walter, die Schauspielerin und Sängerin arbeitet am Barlebener See als Rettungsschwimmerin. Einer von mehreren Jobs den sie zum Überleben braucht. Bis vor einigen Jahren glaubte ich, dass es nur für Kollegen in den USA, Israel oder auf Island üblich sei, sich ihre Berufe auf der Bühne zu ermöglichen, indem sie sich ihren Alltag durch Nebenjobs finanzieren. Doch auch in Deutschland muss man es sich leisten können Kunst zu machen. Leben können nur wenige davon. Zumal wenn sie sich entschieden haben, ihre Seele nicht an eine bestimmte Kunstrichtung zu verkaufen, die in erster Linie Geld bringt oder wenn sie sich für bestimmte Orte zu wohnen entschieden haben. In Magdeburg gibt es Kollegen, die sich wegen der Liebe zu ihrer Familie, zu ihrem Partner, zur Stadt entschlossen haben, hier zu leben, was heißt, sie müssen besonders flexibel sein, denn so viel Arbeit findet man hier in unserem Metier nicht. Friederike hat es geschafft, sich in Tätigkeiten einzubringen, die – wie ihr studierter Beruf- nur mit Leidenschaft und Berufung zu machen sind. Ich denke, dass sich ihre Jobs sogar gegenseitig bereichern. Was Friederike ihren besonderen Fähigkeiten und Ausbildungen verdankt. Sie arbeitet zusätzlich noch mit Emigranten, hilft im Prozess des Sozialisierens und dem Erlernen der deutschen Sprache, indem sie mit ihnen Theater einstudiert. Sie hat ein fröhliches, zugewandtes Wesen, wirkt auf mich glücklich und dankbar, was sicher auch damit zu tun hat, dass ihre Tage von einem Söhnchen, einem Ehemann, wie vielen gelebten Freundschaften bestimmt werden. Auch Friederike ist eine der Begegnungen, die ich Magdeburg verdanke. Sie wird eine der Leserinnen sein, die mich bei der Vorstellung meines Romanmanuskripts am letzten Septemberwochenende im Forum Gestaltung unterstützen. Das ist dann auch das Wochenende mit dem meine Amtszeit als Stadtschreiberin beendet sein soll. Am Montag – dem 30.. September folgt nur noch meine endgültige Abschlusslesung im Literaturhaus Magdeburg.

Ja, ich bin im Verzug mit meinen Eintragungen im Blog. Mein Manuskript fordert mich ganz. Es gibt einen Termin! Wieder wird es dieser wunderbar inspirierende Ort, das ‚Forum Gestaltung‘ sein, der sich mir öffnet, mich einbringen zu dürfen. Norbert Pohlmann war meiner Idee gegenüber sofort aufgeschlossen, eine Lesung des dann in Magdeburg vollendeten Romanmanuskripts in voller Länge bei ihm zu veranstalten. Umgehend hatte er die Idee für ein Plakat, was von einer seiner Mitstreiterinnen der Künstlerin Gabriele Brusche beglückend umgesetzt wurde. Ein Team der ‚Macher’ eben — ich kann sehr gut verstehen, dass mein Kollege , der wunderbare Peter Wawerzinek in seiner Zeit als Stadtschreiber (2015) von Magdeburg, sich das Forum als vorwiegenden Arbeitsplatz erwählt hat. Die Energie dieses Ortes mit seinen Menschen ist eben inspirierend … Übrigens traf ich Peter Wawerzinek bei der Vorstellung seines Dokumentarfilms ‚LIEV ALLEN’ hier in Magdeburg. Dieser tiefberührende Film, der in einer sensiblen, äußerst geschmackvollen künstlerischen Übersetzung noch einmal das schicksalschwere Aufwachsen Peter Wawerzineks und seiner Schwester erzählt, dabei auch die späte Begegnung mit der Mutter nicht ausspart, sollte vorerst eigentlich nur auf Festivals präsentiert werden. Dass er dennoch dem Magdeburger Publikum im Studiokino am Moritzplatz gezeigt wurde, ist der Freundschaft Peter Wawerzineks zu Norbert Pohlmann und seiner Verbundenheit zu Magdeburg zu verdanken, die er in seiner Stadtschreiberzeit hier entwickeln konnte. Wie ich ihn verstehe. Auch ich werde nach Möglichkeit immer wieder gern in diese Elbstadt zurückkehren. Sicher werden auch die Menschen und das Programm des ‚Forum Gestaltung‘ dafür ausschlaggebend sein. Ich freue mich jetzt schon auf den 09.10. dort. Da stellt Peter Wawerzinek seinen neusten Roman vor. Er reist dafür extra aus Rom an, wo er zu der Zeit ein Aufenthaltsstipendium in der Villa Massimo hat.

Ein weiteres Highlight im Juli, was ich durch die Organisatoren des Forums erleben konnte, war die Präsentation des Buches über Bruno Taut, dessen Bauten wir in der Gartenstadt – Kolonie Reform besichtigen konnten. Architektur ist schon immer eine meiner großen Lieben — nicht umsonst habe ich den Protagonisten meines ersten Romans (der veröffentlicht wurde…,) „Haltewunschtaste“ Architekt sein lassen. ‚Visionär und Weltbürger‘ steht auf dem Cover des Buches über Bruno Taut, klar trifft das auf ihn im Besonderen zu – sollte aber für den Beruf eines Architekten Voraussetzung sein.

Auch durch die Ausstellung von Stefan Werwerkas Werken ging ich zum wiederholten Male. Wieder fühlte ich mich durch seine Perspektivwechsel, seine schräge Weltsicht weiter dazu ermutigt in meinem aktuellen Schreiben mit den Zeiten, mit den Erzählweisen, Außen- und Innenansichten meiner erdachten Figuren zu spielen.

Aufgerüstet

Wenn auch über die Hälfte der Zeit meines Stadtschreiberamtes vorbei ist – ich habe aufgerüstet – ein Tisch für meine Terrasse.

Gastauftritt bei Olvenstedt probierts

In den letzten Juni – Wochen habe ich mich von den Welten der Figuren in meinem Romanmanuskript: „ Zerbrechliche Welten/ Gott, ist die Schöpfung schön“ öfter mal wegbegeben und in die unvergleichliche Theaterwelt der „Probierenden Olvenstedter“ locken lassen. Ich hatte das Glück, aufgenommen und ein kleiner Teil von ihnen zu werden.
Nun spiele ich mich selbst in den Aufführungen dieser Kulttruppe als
‚Stadtschreiberin Nele Heyse‘ mit den Mitteln der Schauspielerin Cornelia Heyse.
Dieser Gastauftritt ist gemessen am gigantischen Humoraufkommen des gesamten Abends nur ein kleiner Spaß. Er wird alljährlich neu vergeben und dies mal nun ist er mir geschenkt. Ich durfte etwas zu dem sagen, was eine Stadtschreiberin so macht und habe genau das, was mancher vielleicht vermutet, aber ganz und gar nicht zu meinen Aufgaben gehört, behauptet. Zum Beispiel, dass ich die Baustelle am Hauptbahnhof dokumentiere und deshalb schon Verlängerung meiner Amtszeit auf 2026 beantragt habe. Da 2025 Magdeburg Kulturhauptstadt wird und diese Baustelle in ihrer Faszination dafür noch gehalten werden muss.

Foto © Jens Wolf

Seit 21 Jahren besteht das Format:
„Olvenstedt probiert’s“.
Die Figuren, die Handlung, die pointierten Dialoge sind von dem vielfach ausgezeichneten Magdeburger Autor Dirk Heidicke erdacht und aufgeschrieben. Ich ziehe ganz tief den Hut vor seinem Können!! Er gehört zu den Highlights meiner Begegnungen hier in Magdeburg, obwohl ich bisher nur einen kleineren Teil seines umfangreichen Werks kennenlernen durfte. ( Dieses Stück, in dem ich dabei bin und noch zwei weitere Stücke, jeweils gespielt von Susanne Bard)

Foto © Jens Wolf

Für Magdeburg Kult und inzwischen Legende, will ich dennoch für Außenstehende „Olvenstedt probiert’s“ beschreiben. Hier spielen professionelle Schauspieler, – besondere Könner ihres Handwerks – Laien. Laien, die alljährlich auf ihrem Zeltplatz an der Ehle zusammentreffen und sich ein Stück der Weltliteratur vornehmen, um es mit Hilfe eines Regisseurs zu erarbeiten. Sie kämpfen mit ihren naiven Mitteln um Qualität, nicht nur aus ihrem Selbstverständnis heraus, dem Stoff gerecht zu werden, sie müssen auch, um finanziert zu werden, ein akzeptables Ergebnis abliefern. So wird Frau Doktor Wedel vom Kulturbüro (alljährlich Corina Sowa) zu Gefallen, zum vorrangigen Ziel, denn sie entscheidet, ob ihnen die Förder-Mittel für das erarbeitete Ergebnis bewilligt werden.

Foto © Jens Wolf

Von Beginn an dabei – dieses Formats der freien Kammerspiele , sind die großartigen Kollegen Susanne Bard, die ich schon in zwei ihrer Solostücke begleitet von Jens -Uwe Günther während meiner „Amtszeit“ erleben durfte, der raumgreifende urkomische Barde Michael Günther und die herrlichen Typen Falko Graf und Mike Manhartsberger. Die jüngeren Kollegen Friederike Walter und Michael Magel sind seit einigen Jahren die Zugewinne der Olvenstedter Truppe, wie der Kammerspiele Magdeburg. In diesem Jahr spielte erstmals Michael Ruchter – den Regisseur und Schriftsteller. Für mich eine erfreuliche Wiederbegegnung, da ich ihn schon vor Jahren in Rostock auf der Bühne, damals noch als Anfänger, gesehen hatte. Kevin Schulz – ein langjähriger Freund und Mitarbeiter der freien Kammerspiele, – war wohl erstmals in einer durchgehenden Rolle dabei. Der Regisseur Oliver Breite hat ihn, der schon äußerlich den russischen Menschen per se verkörpert, mit einer besonderen Sprachbehandlung bedacht, was das besserwisserisch nervende seiner humorlosen Figur unterstreicht und für besondere Komik sorgt. Überhaupt, auch den Schauspielkollegen Oliver Breite, mit seinem geschmackvollen stilsicheren Humor hier inszenierend zu erleben war, für mich herzerwärmend. Seine Genauigkeit und Zugewandtheit schafften es, dass in dieser kurzen Zeit ein solches Ergebnis auf der Bühne zum leuchten kommt, ohne dass an irgendeiner Stelle etwas unfreiwillig aus dem Ruder läuft, was bei dem Stoff und der Spielfreudigkeit aller Akteure, leicht möglich gewesen wäre. Hier war Disziplin gefordert und probiert wurde, ohne auf die sonst an Theatern gewerkschaftlich geforderten Zeiten zu achten. Das geht nur mit Leidenschaft zur Sache, die man spürt und die Oliver mit seiner Liebe befeuerte und zugleich im Rahmen hielt.
Auch die junge Luise Haberlah, die während der Proben neben ihrer schauspielerischen Aufgabe soufflierend half, spielt mit vollem Einsatz und ist, wie ich höre, schon während vieler Produktionen der Kammerspiele hinter und neben der Bühne mit ganzer Seele dabei. Sie strebt zum Theater, hoffen wir für sie, dass die Verantwortlichen an einer Schauspielschule ihr Talent erkennen und Luise baldigst studieren darf.

Foto © Jens Wolf

Gänsehaut bekomme ich jedes Mal am Schluss, wenn von dem Kollegen Michael Magel dem Publikum entgegen gerufen wird:
Für die Menschen hier, für die gebeutelte Region und gegen den Rechtsruck in diesem Land!
Dann gibt es einen derart entfesselten jubelnden Applaus, dass ich sagen kann :
Ich musste erst nach Magdeburg kommen und so alt werden, um dergleichen zu erleben.
Danke!

Foto © Jens Wolf

Nur noch bis Samstag den 29.6. sind die Olvenstedter beim Probieren von Tschechows
Möwe zu erleben. Dann gibt es sie erst im nächsten Jahr wieder, bei einem neuen Versuch, ein Stück der Weltliteratur auf dem Zeltplatz an der Ehle zum Leuchten zu bringen.

Foto © Jens Wolf

Die Hälfte meiner Tage hier in Magdeburg als Stadtschreiberin 2019 sind um…

Ein Bergfest feierte ich nicht. Ich war, wie immer voll in Aktion und hatte nur wenig Interesse über die Begrenzung meines Aufenthaltes hier nachzudenken, denn die Stunden vom Tag reichen mir ohnehin nie, um all meinen Vorhaben gerecht zu werden. Diese Stadt am Fluss – ich nenne sie inzwischen die ‚Helle‘, ‚Freundliche‘ inspiriert mich weiterhin. Sie hält mich wach, weil sie mich ausschweifen lässt. Ich spüre ihre Grenzen nicht, nur ihre Weite. Genau das, was ich zum Arbeiten brauche. Als ich zum wiederholten Mal im Inneren des Doms war, wurde mir bewusst, dass auch dieser Bau widerspiegelt was die Stadt für mich ist. Hell, licht, einladend und nicht einschüchternd, so dass man sich klein oder gar verloren fühlt, so wie es einem in manchen sakralen, geschichtsträchtigen Bauwerken der Vergangenheit gehen kann.

Drei Lesungen gab es in der letzten Woche mit dem Tag, der die Mitte meiner Magdeburger

Zeit als Stadtschreiberin markierte. Eine der Lesungen war im Fabularium, der sympathischen Buchhandlung von Dorle Lange im Hundertwasserhaus. Es kam, so wie ich es mir jeweils wünsche, auch zu Gesprächen während und nach der Lesung. Ich dachte an ein Interview mit dem Literaturnobelpreisträger von 2010 Mario Vargas Llosa, das im „Stern“ erschien und ein Zitat von ihm als Überschrift trug:

Ein Volk, das nicht liest, ist leichter zu manipulieren“

Wie eine Bestätigung dieser Aussage des 83 jährigen unermüdlich arbeitenden Schriftstellers war für mich die Begegnung mit den von Dorle Lange geladenen Zuhörern. Vorwiegend kamen da Vertreter meiner Generation und sogar noch ältere Leser zusammen. An diesem Abend hörte ich nicht eine negative Meinung zur „Fridays for Future – Bewegung“. Immerhin sind wir alle noch autoritär erzogen, was für Viele zur Folge hat, dass sie sich jetzt -im Alter angekommen-, selbst zur Autorität erhoben glauben und Anerkennung für ihre Lebensleistung, ihre geschaffenen Werte erhoffen oder sogar einfordern. Wenn sich diese Werte aber nun in Automarken präsentieren oder den Reisezielen, die man sich per Flugzeug erobert, bleibt die Bewunderung der Jungen aus, bzw. schlägt sogar um. Man muss sich vorwerfen lassen, falsch – weil egoistisch, die Ressourcen ausbeutend -zu leben oder gelebt zu haben. Das lässt sich keiner gern sagen. Besser also, man zieht die Rückschlüsse selber und man definiert sich über geistige Werte – wo wir wieder beim Lesen angekommen sind, beim Lesen und Zuhören. Uns verbindet der Wunsch, nach neuem verantwortlichen Denken, was Demut und Weitsicht impliziert. Das sollte dann auch die Weisheit sein, die man sich im Alter ersehnt- und die heute einen gewissen Schulterschluss mit den Jungen ermöglicht, den Jungen, die emotional und in ihren gelernten Lektionen richtig liegen, für Ihre Zukunft, für ihr Überleben kämpfen. Wir ( Alten )müssen da wenigstens gedanklich unterstützend agieren und so versuchen, gut zumachen, was wir ‚verkackt’ haben.

Am Samstag gab es auf dem Kunstmarkt in Buckau – nachdem ich vormittags im Forum

Gestaltung an den Proben zu „Olvenstedt probiert‘s“ teilgenommen hatte-, einen Rückzugsort – ein Höfchen, in dem ich lesen und zu Gesprächen einladen konnte. Hier lies ich die Anwesenden Zahlen wählen zwischen 1 und 104, um dann die jeweilige Geschichte aus meinen ‚101Einsatzgeschichten’ vorzulesen. ( es sind nämlich insgesamt 104 , da es noch drei Zugaben gibt — Geschichten in wirklich nur einem Satz!)

Auch las ich aus meinem Buch : „Doppelt verdientes Glück“ : die ganz und gar nicht traurige Geschichte mit dem Titel :

Manchmal zwischendurch bin ich traurig

Eine wieder reiche Woche im hellen Magdeburg ging für mich zu Ende. Erwähnen möchte ich auch die letzte Vorstellung von Gorkis : „Die Letzten“ am Schauspielhaus, die mich in ihrer bedrückenden Aktualität, der klugen spannenden Inszenierung von Milan Peschel und den großartigen Kollegen des Ensembles sehr beeindruckt hat.

Zitat aus Gorkis ‚Die Letzten’

„Sind Kinder verpflichtet, …alles gutzuheißen, was ihre Eltern verbockt haben….? —wir baden aus, was ihr falsch macht“

Im Café Central war ich vergangene Woche auch zu einer Lesung geladen. Die sich dort versammelnde Runde passte zwar um einen Tisch, aber es liegt mir fern, wegen der ‚Nichterschienenen‘ , die Anwesenden mit schlechter Laune zu strafen. Wir haben es uns auch im kleinen Kreis gut gehen lassen. Auch da durfte gewählt werden, was ich lesen sollte und ich habe erzählt, bzw jede Frage zugelassen und zu beantworten versucht.

Alles gut – für mich -im hellen Magdeburg, ich darf natürlich nicht vergessen, dass mein Hauptauftrag die Fertigstellung meines Romanmanuskripts: „Zerbrechliche Welten“, ist…

jaaaa ! —da bin ich dran und zum Korrigieren zwischendurch immer wieder an der Elbe.

An den Fluss zieht es mich, wie übrigens den Protagonisten meines Romans auch. Die einzig artige großzügige Flusslandschaft in mitten der Stadt und um Magdeburg herum — sie macht die Stadt grenzenlos, öffnet sie zum Meer — ins gedanklich unendliche …

 

 

Cafe Central

Nicht vergessen!!! Heute ab 19 Uhr bin ich im Cafe Central am Hasselbachplatz.

Eine Lesung mit mir und gerne auch eine Gesprächsrunde mit den Zuhörern