Lesungen im Sommerloch gibt es noch

Kurze Rezension zur Lesung von André Schinkel

bogenschus

Ja, so viel steht nun einmal fest, sechzehn Personen, also Zuhörer, im Literaturhaus Magdeburg, he Leute und das an einem Sommerabend ab neunzehn Uhr, wo die Medien ununterbrochen die angstmachende Nachricht dudeln, wir würden in der gleichen Nacht in die Sinn-Flut der Sternschnuppen geraten, von Sternschnuppen (die mir zum Beispiel völlig schnuppe sind, eher liebe ich Glühwürmchen), sternschnuppen-pitschnass berieselt werden hier auf Erden, ist doch eine absolute, mehr noch, eine gute Kenngröße für den Lesenden, noch dazu, wenn dieser aus Halle stammt, von der Stadt also herüber gekommen ist, von der man hier weiß, dass die Magdeburger eben Halle nicht so auf ihrer Lieblingsliste zu stehen haben, wie im Fussballstadion jüngst erlebt, ich sage nur: Pokal liebe Leute, und sie alle aber auch alle nur: alleallealle gegen Halle geschrien haben, und man muss doch einmal sehen, he, die Leute sind da an der Lesung drangeblieben bis zum Schluss, nun freilich dieser Schluss, Kinderkinder, der dann im Haus leider viel zu abrupt erfolgt, die letzten Worte kaum verhallt, wird dem Dichter beinahe der Stift zum Signieren aus entrissen, alles um uns abgebaut, eingepackt, und die Chefin selbst kommt nicht mit zum Mückenwirt, hat Besseres vor, ihr Personal ist flutsch schon mit dem Schlusspfiff elegant weggeschlüpft, alles wird hier dann doch ratzbatz & lieblos abgehandelt, ein riesiges Problem, das hier wohl keiner derVeranstalter hat – die Nachbehütung, Nachsorge des Gastes, der sich hinaus geschupst rasch mit seinen paar Fans zu verdrücken hat, binnen der erstaunlichen, nicht einmal Viertel Stunde, waren alle Fenster dicht, Türen einbruchssicher abgeschlossen, die privaten Autos mit den Veranstalterinnen weggedüst und man, ich und der Dichter mit drei seiner Begleiter, unter uns oder sich allein, wie als wäre man ein kurzer Werbespot im Kinosaal der Literaturveranstaltung gewesen, kurz zum Aufflackern bestellt und nicht weiter berücksichtigt, so jedenfalls kam es mir vor – und ich ließ also die Lesung beim Mückenchef nachhallen, bei Bier und Kartoffelsalat und Senf, und seltsamen Gesprächen, die sich im Grunde darum kringelten, warum wer welchen Preis zu unrecht bekommt und was nur los ist mit dieser Literaturverwertungsgesellschaft alter Säcke, dass die auf lyrische junge Weiber, die nun wirklich nix können und auch so nix an sich haben, so abfahren, wie auf dieses blonde Ding da mit dem amerikanischen Namen, Gott wie war denn der bloß noch einmal, irgend etwas mit Ann könnte das sein? und Wanderungen dahin dorthin und wie es so ist mit dem Lektorieren von Texten und der Archäologie, denn das ist ja übrigens das weite Feld des Mannes aus Halle, das Ausgraben, Staub-bei-Seite-pinseln, Bewahren, sich mit dem Menschen auf dieser Ebene ins Verhältnis setzen und so, auf dem er sich erfolgreich bewegt, denn er vollführt einen Spagat zwischen Singen & Dichten und in Erdschichten eindringen.

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