IV Von Elefanten, Teufeln und dem hohen C: Oder bis es zur Resonanzkatastrophe kommt!

Stadtschreiberin zu sein, ist in diesen Zeiten eine Herausforderung auf mehreren Ebenen. Zufällige Begegnungen und Gespräche finden kaum statt, und wenn fallen sie knapper aus, tragen stets die Sorge in sich. Ja, der Babyelefant, den man uns in Österreich einbläute, sitzt tief: Halte Abstand, immer so viel, dass mindestens ein Elefantenkind zwischen dein Gegenüber und dich passt, sonst droht Gefahr, sonst bist du selber schuld, wenn … Und im Laufe der Wochen und Monate wuchs er, wurde größer, streckte selbst den Rüssel aus, zwei Meter-Abstand, mindestens, fast schon drei. Da gedeiht kein Recherchegespräch, ist das Gegenüber ein Mensch; und kein Baum, kein Haus, keine Skulptur, die mitten in der Landschaft stehen. Es lässt sich mit diesem Ungetüm an der Hand kein Dialog ›einfach so‹ mithören, und Windböen sowie Regentage erledigen den Rest. Museen oder andere Zufluchtsorte gegen die Unbill der Witterung sind – nach wenigen Tagen offener Türen – mehrheitlich wieder versperrt.

Spaziere ich durch die Straßen der Stadt, dünkt mir manchmal, die Magdeburger*innen seien sorgloser als ich. Oder bloß gelassener, weil sie kein fish-out-of-water sind? Womöglich sehen es die Magdeburger*innen deshalb entspannter, weil ihre Region so lange kaum betroffen war – gut möglich, nicht? Sie quetschen mir jedenfalls mit beiden Händen und freundlichem Lächeln den Babyelefanten bis er zur Gummibadeente. Oft genug habe ich die Maske zu urgieren, komme mir doof vor, wenn ich die Sessel auseinander rücke, sodass zwischen uns durchaus zwei Bücherregale, würdig einer Universitätsbibliothek, passen könnten.

Haben sie – verständlicherweise! – nach eineinhalb Jahren die Schnauze voller als ich, die ja die meisten Monate davon im Allein-Sein verbrachte, die Natur vor der Tür, meine seltenen, realen Kontakte begrenzt auf 3, 4 Menschen, die sich, ihres Berufes wegen, mehrfach die Woche testen lassen mussten, wodurch jeder Dialog so begann: ›Letzter Test heute Früh, bin negativ, wir können also unseren Spaziergang machen …‹, und die Füße stapfen los, über Kies und Wiesenweg …

Das aber kann man keine Fremden fragen!, sage ich am Telefon zu meiner Tochter. Unmöglich, die Erkundigung, wie ihr letztes Testergebnis laute und – vor allem – welches Datum es trage. In manchen Wochen bringe ich es in meiner anwachsenden Elefantensorge auf 6 Mal ›negativ‹, spotte meiner, kann mir dennoch nicht helfen, während sich gleichzeitig die Sehnsucht nach Nähe in die Träume schleicht. Stehe mancher Tage neben mir und frage mich, was da vor sich geht, in mir. Erlebe ich jetzt, was andere in urbanen Räumen in den ersten Monaten durchmachten? Ist es den Medien und ihren ewig geilen Schielen nach höheren Auflagen geschuldet? Dem stetigen Tropfen, dem die österreichische Regierung uns aussetzte, und der nun aushöhlt? Ist es die Dauer? Alles im Verein miteinander? Gerade die in meinem Land erfolgte Infantilisierung der Bürger*innen fördert erschreckend, dass sich der Teufel an die Wand  malt, und wer ihn nächtelang anstarrt, den sollte es nicht wundern, wenn einem der verfluchte Babyelefant seinen Rüssel irgendwann um den Hals schlingt und ordentlich würgt – mindestens einmal täglich. 

Sorgsam entfernen die wunderbar einfühlsamen Hände der Magdeburger Osteopathin meine Halswirbelsäule von ihrem Schmerz, rücken den Atlas dorthin, wo er gehört, nehmen mir etwas Last von den Schultern. Und der junge Apotheker lächelt mich an, als ich mich für den Kauf der nächsten Großpackung zur Befeuchtung der Mundhöhle wieder einmal bei ihm einfinde. »Hartnäckig«, sage ich. Und er: Vielleicht schlage mir diese Zeit aufs Gemüt, das gehe mittlerweile vielen so, die Nachfrage nach Halspastillen sei frappierend gestiegen, und er offeriert mir einige Päckchen einer weiteren befeuchtenden Lutschtablette als kostenfreie Probe, Geschmacksrichtung diese, doch vielleicht sei mir lieber jene, schiebt sie über den Tresen und: Alles Gute, das wünsche er mir. Und ich ihm.

Freundlich sind die Magdeburger*innen, liebenswürdig gar, tauen sie erst einmal auf. Dazu bedarf es manchmal einiger Minuten. Nein, es liegt wahrhaftig nicht an ihnen, dass mich die C-Keule während der letzten April-Tage regelrecht erschlägt, ich weiß.

Es liegt an mir; und daran, dass sich die Gespräche eingeengt haben. Als gäbe es nur ein einziges Thema für den Small Talk des Kennenlernens: Die Krise und wie sie mittlerweile nerve. Ich kann und will es nicht mehr hören. Sondern leben.

Selten wird hinzugefügt: Aber bald komme der Sommer, die Hitze werde helfen. 

Seltener: Und gut sei es, dass ein jeder, der einen Laden betreten wolle, um Druckerpapier oder Hemden zu kaufen, einen negativen Test vorweisen müsse. (Ja, da schaut ihr, liebe Ösis, was? Es dauerte zwar in dieser Stadt weitaus länger bis Tests und Teststraßen verfügbar waren, aber wenn, dann gründlich, sinnvoll, konsequent; statt Panikmache und ›eh alles freiwillig‹, während Fallzahlen steigen und steigen. Es mag einen manchmal nerven, wenn am Montag Schreibpapier nötig, der Mittwoch nach T-Shirts und der Freitag nach Kuverts verlangt, man vor Treffen obendrein auch noch Zuhause zwei Tests am Dienstag und Sonntag zu machen hat, doch sinnig scheint mir dieses System weitaus mehr statt ein schauen wir mal im ›Schau auf dich, schau auf mich‹-Helmi-Infantiliserungskram.)

Noch seltener als selten wird nicht gleich zu Beginn eines zufälligen Dialogs der C-Kram bemüht, sondern gänzlich anderes zur Sprache gebracht: Meine Sprechweise – woher ich denn sei? Ach Österreich, wirklich? Wie schön! Sie liebe dieses Land, sagt mir eine Verkäuferin, während sie meine Artikel zur Immunstärkung scannt. Ginge es nach ihr, hätte sie schon vor Jahren die Koffer gepackt, um in die Alpen zu ziehen, doch leider sei ihr Mann beruflich an Magdeburg gebunden. So warte man auf die Jahre der Rente … 

Noch weiß ich nicht, wohin dieser Dialog uns führen mag, bin ein bisschen peinlich berührt, weil ich mich wahrhaftig freue, dass da eine hinter dem Plexiglas verhangenen Tresen steht, Wunder und Schönheit der Bergwelt besingt. Ich stapfe in Gedanken die geliebte Rax hoch, denke an den Schneeberg und das Mariazellerland, welches ich ihr sogleich zur Erkundigung empfehle, Sommer wie Winter herrlich: Ja, lieber rede ich über das Erklimmen solcher Gipfel, denn über die C-Krisen. Wandere erzählend hinauf; und Skifahren, langlaufen – ich; laufen – sie. Berglaufen, um genau zu sein, darauf bereite sie sich nämlich derzeit gerade vor, habe absurderweise jedoch im Flachland zu trainieren, weil alles andere eben unmöglich sei: Wo solle sie denn in Magdeburg einen Berg herbekommen?

Stimmt. Ist ja flache Weite, wie im heimatlichen Weinviertel.

Ich denke an das ›Grüne Monster‹, auf das ich von meinem Schreibtisch aus täglich blicke. Ein Hügel, nichts als ein Hügel ist es, begrünt, und mit irgendeiner Technik bestückt, die manchmal im Abendlicht diesem grüne Rücken, der gut zu einem Nilpferd passen würde, eine strahlende Aura verleiht: als hätte das Monster einen Heiligenschein. Wer weiß zu sagen, was es ist und hängt die Definition seines Seins nicht immer vom Auge des Betrachtenden ab?

Noch habe ich es nicht erklommen, aber der Mai wird Sonnentage bringen, regenfrei. In wenigen Tagen, fährt die Verkäuferin fort,  hätte sie an den Start gehen sollen, beim Reißkofellauf in den Gailtaler Alpen, aber heute Früh habe sie die Nachricht erhalten: Er sei verschoben – schon sind wir wieder beim Thema. Ich verziehe unter meiner Maske das Gesicht, als bisse ich in den sauren Apfel: Schöne Bergwelt ade … Und dabei bleibt es auch – rundum in diesem Laden; bis ich ihn verlasse.

Verschoben, verschobener, am verschobensten, ja, seit C-Last ist ›verschieben‹ ein steigerbares Verb geworden: Verschoben wurde meine geplante Aktion zum Welttag des Buches am Alten Markt, weil durch Ordnungs- und Gesundheitsamt verboten. Es könnte ja sein, dass sich zufällig 99 Magdeburger*innen erpicht auf ein Buch, welches ihre Abende rettet zur Gruppe zusammenrottet … Meine Argumentation, Bücher seien Lebensmittel, die Distanz durch Bude und Seil zu wahren, finden sie nicht überzeugend. Verschobener ist der Kinostart meiner Doku »Arbeit statt Almosen« über die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Künstler*innen, über den Wahnsinn in unserer Arbeitswelt, der lange schon vor C. begann: Wie kann es sein, dass der- oder diejenige, die etwas produziert, am wenigsten dafür bekommt? Sei es die Landwirtin, sei es die Künstlerin. Oder seien es diejenigen, die unsere Zukunft in Kitas und Grundschulen betreuen: die Kinder. Ist sie uns wahrlich weniger wert als ein Wertpapier, dessen Wichtigkeit sich nur in der Vereinbarung einer Druckerfarbe behauptet? Ist sie uns wahrhaftig weniger wert als das zweifelhafte Tun derjenigen, die Volksvertreter*innen sein sollten und tagtäglich darauf vergessen? 

Verschoben – lässt sich auch das Leben verschieben? Vertagen auf irgendwann? Und was macht das mit uns? Insbesondere mit denjenigen, die allein lebend in diese Zeit schlitterten? Wie sollen wir unser Bedürfnis nach Erkenntnis stillen: Das Ich begreift sich vor allem am Du. Wo endet Sorgsamkeit, wo beginnt Unvorsichtigkeit? Mehrfach erzählen mir Menschen in diesen ersten Mai-Tagen, wie sich ihr Traumleben verändert: Von Festen wird geträumt, von Ausstellungen und Konzerten, von Begegnungen und Grillabenden, vom Aufbrechen und andernorts Ankommen, und allen Träumenden ist gemein, dass sie eines wollen: leben. Und keine nächsten Absagen. Auch der Kinostart von »Arbeit statt Almosen« hat abgesagt zu werden, das »Telemann-Sommerfest«, »Rendezvous am Park«. Ich ziehe schwarze Striche durch meinen Kalender, er ist in Trauer; wie ich. Doch wenigsten kann man meine Doku nun im virtuellen Kino des Kulturvereins »Moritzhof« (https://moritzhof-magdeburg.de/arbeit/) sehen …

Von ›Virtuell‹ hat man mittlerweile auch die Nase voll … ich weiß. Was soll ich sagen: Außer, dass es nicht anders geht?

Wir wiederholen uns, in Gedanken, Worten und Werken – ist es unsere Schuld, dass wir diese ewige Wortwiederholung nicht mehr hören können? Nicht mehr hören wollen? In zahlreichen Arbeitssituationen ließen sich dafür vernünftige Lösungen finden, aber der Mensch existiert nicht um der Arbeit willen. Oder so sollte es zumindest nicht sein. Virtuell hilft jedoch im Menschlichen kaum weiter – vor allem nicht, wenn wir uns so schwer tun zu kommunizieren, was wir fühlen … Wie sollen wir nun lernen, mit diesem ewig gehegten Defizit, Menschen zu berühren, ohne sie händisch anzufassen? 

Am verschobensten aber ist meine Antrittslesung, sie wandert von Anfang März mit stetig müder werdenden Schritten Tag um Tag weiter ins Jahr. Zu gerne hätten Norbert Pohlmann vom »Forum Gestaltung« und ich sie mit einem Publikumsgespräch verbunden über die Bühne laufen lassen – warfen nach fast 8 Wochen online das sprichwörtliche Handtuch. Lieber wäre mir der Fehdehandschuh; würde er uns etwas nutzen. 

So kommt es in dieser besonderen Zeit verstärkt zu Einzelgesprächen. Sie sind anders gestrickt, brauchen mehr Zeit. Gehen dafür rascher in die Tiefe. Bekanntschaften entwickeln sich weiter, Freundschaften keimen, Bezüge zu Menschen aus dieser Stadt entstehen, die ich bald schon nicht mehr missen möchte, auch weil sie Halt geben in haltloser Zeit! Mit meiner lieben Kollegin Regine Sondermann erkunde ich die Umgebung der Stadt, vertieft in ernste Dialoge, die sich durchaus sprunghaft gestalten, vom literarischen Feld zu Besonderheiten vor unserer Nase hopsen. Und als alle Köpfe sich auf der Straße wenden, weil sie mich mit einem Jodler aus ihrem Fenster im oberen Stockwerk begrüßt, damit ich nicht weiter die Haustüre verzweifelt suche, um sie mit einem Klingelton zum Spaziergang zu rufen, wünschte ich, ihr mit einem Juchizer zu antworten, bloß ist mir nicht nach Jauchzen. Damit kommt mir auch die Dramaturgin Elisabeth Gabriel, die zudem Teil eines a capella Jodl-Trios ist (www.jodlklub.de), welches uns Alpenländler*innen mit viel Humor auf die Schippe nehmen. Dürfen sie; und das nicht nur weil die Mädels alle österreichische Wurzeln haben, sondern weil sie es können, den Zuhörenden damit zum Lachen bringen. Und das ist gegenwärtig sowieso die beste aller Ideen!  

Nähe entsteht auch im wiederholten Bezug zu Gebäuden, übrigens. Bin gerne am »Moritzhof«, stelle mir sein c-freies Leben vor. Dieser Kulturverein bespielt einen 200 Jahre alten Bauernhof, der mich durchaus an mein Zuhause erinnert, selbst wenn der straßenseitige Gebäudeteil hier einstöckig ist und meiner nur die ebene Erde kennt. Im uneinsichtigen Innenhof erzählen die Biergartentische und -stühle, dass hier im Schatten alter Bäume Menschen einander trafen, vor oder nach dem Genuss eines Filmes, um sich auszutauschen, um miteinander zu sein: Das fehlt uns. Hinterlässt eine schmerzliche Wunde … Nicht zu kaufen, ist dies Miteinander. Nicht zu kaufen, so nennt sich auch eine derzeit gezeigte Ausstellung im »Forum Gestaltung«, eine der wenigen Innenraum-Präsentationen von Kunst, die derzeit gegen Voranmeldung geöffnet ist. »Not for sale« beginnt im ersten Stock, doch packt einen sogleich im Erdgeschoß die kräftig rote »Insel II« (Jens Elgner), die einen Fragen über Fragen an sie stellen lässt, weil man sie unbedingt berühren möchte, ihre Grate, ihre Senken, und sich die Frage stellt, wie sie sich anfühlen wird, aus welchem Material sie wohl geschaffen ist, wie sie tönen mag – und was geschähe, würde man sie dreist erklimmen? 

Um sich zu retten vielleicht?

An meiner Seite mein Gast meiner Gedanken, ich darf dafür die ihren durchwandern, und sie begeistert sich sogleich für »Zwei Berliner Kontrabässe« (Manfred Butzmann), ein Gemälde, das mich unter ihrem neu gefundenen Titel – »Zwei Nonnen von einem anderen Stern« – fröhlich auflachen lässt, denn dieser Titel ist derart treffend, dass wohl nur jemand mit Sinn für Kunst, für Musik und für den Irrwitz, der sich Leben nennt, solche eine Betitelung in sich finden kann. Mir, als Frau des geschriebenen Wortes, hat es außerdem das Ausstellungsobjekt Nummer 1 angetan, nicht des nüchtern beschreibenden Titels »Fragmente und Studien« wegen: In 80 nummerierten Umschlägen aus transparentem Papier sammelte die Künstlerin Johanna Bartl Gedanken, Wahrnehmungen, Studien, Abschriften, Skizzen. Einen »Schreib-Zeichnen-Prozess mit offenem Ausgang«, nennt sie dies. Mich erinnert es an meine Arbeitssammlungen zu allen Projekten, gefüllt mit Notizen, Reflexionen, Skizzen, Kritzeleien,  Recherchen, Bauplänen … Im Gegensatz zu ihren eleganten Umschlängen wandern meine, mit Faden gebunden, in alte Schachteln, ist ein Roman abgeschlossen, eine Erzählung veröffentlicht … 

Wir lassen den Blick schweifen, meine Begleitung und ich, und staunen über die Bereitschaft, zu Lebzeiten bereits solche Einblicke in das Denken zu gestatten. Und während ich neugierig nach einem ersten Umschlag greife, meine Nase hineinstecke, ist meine Begleitung etwas irritiert über mein Öffnen, mein Studieren. Erst im Verlassen des Raumes entdecken wir eine handschriftliche Notiz der Künstlerin, die am Pult neben der Tür aufliegt: Man möge gerne in diesen Reflexionen lesen.

Draußen stürmt der Regen – wir haben keine Eile, dafür eine ganze Ausstellung nur für uns …     

Ähnlich verhält es sich auch im Magdeburger Dom, in dem ich bereits jetzt öfters bin (als ich je im Wiener Steffl war), insbesondere den Kreuzgang liebe ich. Mittig das Grün, weitläufig genug, um Einblicke in das Himmelblau zu gestatten, das Rundum gewährt den Füßen ein Zur-Ruhe-Kommen im kreisenden Gehen, kaum jemand verirrt sich hierher. Ich habe noch eine gute Viertelstunde, bevor die mittägliche Andacht beginnt. Von Montag bis Freitag lädt der Dom nämlich um 12:00 Uhr aufgrund der Pandemie zu einem gedanklichen Input ein, um die inneren Abwehrkräfte zu steigern, um Menschen zu ermutigen. Nicht das C-Unwort steht dabei im Mittelpunkt, sondern all die relevanten Themen unserer Zeit, auf die wir gegenwärtig beinahe vergessen: An diesem Tag, an dem ich mich mit drei weiteren Menschen einfinde, ist es die dringende Notwendigkeit, rasch Schritte zum Schutz unserer Erde zu setzen. Der Hut brennt nämlich lichterloh. Von der Reflexion leitet der ältere Herr am Mikrophon zur Musik über – ein Werk der französischen Renaissance. Selbst wenn es aus der Konserve erklingt, die Akustik im Dom treibt mir die Tränen in die Augen. Wie wunderschön, einmal nicht das Blechern aus dem Computer zu vernehmen! Mir ist dieses Musikstück beinahe ein Konzert. Meine Güte, wie sehr ich das vermisse! Folge jedem Ton, lausche seinem Nachhall, könnte ewig sitzen und nur eines tun: hören.

Zu rasch ist mir diese knappe Pause im Wahnsinn vorbei. Als ich den Dom verlasse, denke ich: ›Genug von diesem Schmarren!‹, und kehre zurück zu meiner ursprünglichen Haltung: Ich verbiete dem Ce seinen Auftritt; wie in »Fragmente: Die Zeit danach«. Das Ce in all seinen Varianten kann mich mal! 

Hoffentlich bleibt es dabei!  

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