Der BOB nur angedylt

DIE NACHT IN DER FEUERWACHE

peter-wawerzinek-540x238-q90Ich leibhaftig und mein Freund Dylan Thomas aus Bronze in Swansea.

Ich saß lange einsam draußen herum. Dann war Konzert und es sprach mich eine junge Frau mit meinem Namen an. Danach war Pause und ich verlor sie aus den Augen, lief herum, fand sie nicht mehr. Blieb. Mein Fazit: Fast vier Stunden Musik, zwei kurze Pausen mit Bier und Leuten im Innenhof und zum Schluss alle Beteiligten auf der Bühne zusammen zu Knocking Havens Door. Das hatte Stil und wurde von den Musikern, Sängern und Instrumentalisten mit viel Herz und Gefühl so vorgetragen und voll beabsichtigt. Für meinen Geschmack insgesamt dann doch zu ruhig und getragen, zu besinnlich und zu sehr nur die eine sanfte Seite Dylans angespielt. Denn wir wissen, dieser Robert Zimmermann, der sich Bob nannte, rockte mitunter deutlich heftiger als hier nicht einmal angedeutet wurde. Für mich war das Konzert mehr ein stimmiges Stimmungsbild, eine Art Aufführung von Wasserfarben und einfach gestrickter Lautmalerei mit den Mitteln der Musik aus dem kontrollierten Anbau. Ich sah manchmal Feuer auf der Bühne. Klänge sorgten für den Rauch. Ich sah vereinzelte Funken aufsteigen und hörte dem Gesang zu. Ich vernahm den gesamten Abend bis Mitternacht leises Summen über der Bühne wie gedämpftes Lachen. Musikalische Duos traten artig ans Lagerfeuer, die Umstehenden zu unterhalten, die Nacht zu illustrieren. Jedes Stück lauthals bejubelt. Meine Sachen, dachte ich, werden hoffentlich morgen noch etwas nach Bob Dylan riechen? Sie rochen am Morgen mehr nach der Moderation. Ja, die war schon speziell und trug zur guten Laune bei. Gummibärchen wurden ins Publikum geworfen. Von Interpretation, Improvisation, Experiment und Neugestaltung, sowie Auseinandersetzung und andere Umsetzung des riesigen dylanschen Angebotes kein Hauch, nichts nicht einmal im Ansatz zu spüren. Ich sage die Wahrheit, wenn ich damit heimlich gerechnet hatte, es mir aber bald abschminken konnte. Ein muntere menschliche Musik-Box das Ganze mit vorwiegend sanften Stücken. Einfühlsame Stimmen, weltweit geläufige Songs auf dem Plattenteller. Nächstes Mal, hieß es zum Ende hin, gibt es eine Nacht für Neil Young. Die Ansage wurde genauso stürmisch beklatscht wie alle Titel des Abendas. Ich hatte sowieso ab dem dritten Paar auf der Bühne das innere Raunen im Hirn, hier eher in musikalischer Familie und bei Leuten unter sich zu sein, die den Bob abkulten. Ich weiß nun wieder, warum ich eine ganz bestimmte Form von Lagerfeuerstimmung nicht so gerade so irre finde, mich der Gesang am Feuer dann oft genug nicht mehr erreicht. Bob Dylan nuschelt einfach angriffslustiger und führt sich weniger erbaulich bis gar nicht entspannt auf.

Comments are closed.