FSA-Pokal und dieser Dauergesang

 

Wetter sommerlich. Stadion voll. Draussen an der „Käseglocke“ spricht mich einer auf meine Tasche an, Aufschrift: ´14 – 38. Tage der deutschsprachigen Literatur. Auf die Frage, wer ich sei, antworte ich wahrheitsgemäß: Stadtschreiber zu Magdeburg. He, sagt er prompt, ihr von der Presse, ja, immer schön bei der Sache bleiben, nicht lügen, ja, nicht übertreiben. Der hält mich echt für einen, dem man das Wort „Lügenpresse“ an den Kopf knallen muss. Kommt aus Wolfsburg. Nun ja. Nun nein. Irgendwann lügt, wer einen Stift zur Hand nimmt, einen Einkaufszettel schreibt.

Ich sitze Block 10, Reihe 24, Platz 21 von der Sonne beschienen. Am Ende Pech für Magdeburg. Elfmeterschießen muss bei Pokal immer und immer wieder trainiert werden, bis das sitzt, sonst haste eben weniger Chancen.

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Das Beste aber kommt ja immer danach. In der Strassenbahn zieht einer die Notbremse. Die Bahn steht. Der Fahrer steigt aus, legt den Schalter zurück. Fertig. Darf aber nicht weiterfahren. Zwei Wannen unter Blaulicht stellen sich auf die Gleise vor der Bahn. Alle Leute steigen aus. Nachfolgende Bahnen kommen nicht weiter. Tausende auf der Straße. Davon träumen Protestaktionen. Autos können nicht weiter Ruhiger Rückzug. Manche fotografieren die Masse hinter sich.

Übrigens diese GESANGSMODE im Stadion: Die sind auf Dauer nicht nur nervend, sie beherrschen einfach viel zu sehr das Rund, lähmen jede andere Zuschauerreaktion, singen tausende andere Fans nieder. Es ist wie Dauerradio. Man kann es nicht abstellen. In wirklich wichtigen Phasen, wenn die Mannschaft hätte statt Gesang absolute Unterstützung gebraucht, übertönen die Gesänge alle anderen Zuschauer. Und dieser Dauergesang befasst sich echt nicht mit dem aktuellen Spielgeschehen auf dem Platz, sondern immer nur mit dem Gesang im Gästeblock gegenüber. Fussballspiel erleben ist nicht. Ist Sängerwettstreit wie unter Amseln. Und diese Vögelchen reagieren immer nur auf die Gesänge der anderen Pfeifen. Man macht dadurch die Gesänge der Gegner wichtiger als die Begeisterung fürs Spiel. Zum Beispiel wird mehrmals aus dem Nichts gefordert: Alle sollen aufstehen und damit für die Mannschaft sein. Das forderten die Sänger bei dem Pokalspiel fünf Mal an Stellen, wo auf dem Platz wirklich nichts weiter passierte, als Einwurf, Mittelfeldgeplänke, Fehlpass und eine verschossene Ecke.

Diese lauten Sänger, die das Spiel über nichts weiter tun als zu singen und auf den Rängen rhythmisch zu hopsen bis das Stadion wankt, würden sie den Gesang lassen und genauso lautstark das Spiel mitverfolgen, wenn es notut ihre Mannschaft anfeuern, aufpeitschen, beflügeln – ich sage einmal so: Magdeburg hätte an diesem schönen Vorsommertag Halle vom Rasen gefegt. So aber trat jeder Magdeburspieler nicht nur gegen den Torwart zum Elfer an, sondern auch noch gegen den Gesang aus den Mäulern der Gäste.

IN DER NACHT RASCH NOCH EINEN BRIEF GESCHRIEBEN, WEIL MICH DIESE KUNST-JURYS SCHON IMMER MÄCHTIG ÄRGERN – ALLES VIEL ZU PERSÖNLICH, WIE ICH JETZT AUCH EINMAL.

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an Peter B…..
hallo Peter, also, wo Du in einer Jury mitmachst, habe ich nie eine Chance. Werde ja nicht einmal Stadtschreiber bei dir in dem gottverlassenen Rh……, deinem Literatenaltersheim, stattdessen son Klaun wie dieser W…. D…., diese Zwitschernase. Komme, wenn Du da in der Jury mitmischst, nicht einmal bei Döblin ins Gespräch und unter. Unschlagbar bist Du. Bist wie dieser Dr. Wohl, der fährt so gern in die Welt und ist stets nur auf ihm gewogene Nasen aus. Ich denke, Du hast es vielleicht noch nicht einmal wahrgenommen: Es ist längst nicht mehr alles Jan F…. und Co auf der gesamtdeutschen Literaturebene angesagt. Jedenfalls muss ich Dir das einmal ganz deutlich stecken, weil ich immer wieder auf Dich reinfalle, deine Freundlichkeit falsch einschätze, wenn wir uns treffen, Dich als meinen Verhinderer auf Deiner Spielwiese wohl nie richtig erkenne. Wenn ich es Dir nicht einmal so von Gesicht zu Gesicht stecke, he, dann denkste weiterhin, Du bist immer noch 1990 und der Osten ist eben erst abgemeldet worden, und Du müsstest DDR-Pflegedienste übernehmen. Schreib mir Bescheid, wobei Du noch so Jury bist – und vergiss mir nicht bekannt zu machen, wann Du nicht mehr Jury bei Döblin u. ä. bist; dann bewerbe ich mich bei Dir eben nicht mehr, dann kann ich alter Mann mich vielleicht unbefleckter bewerben. Ich werde weiter auf Abstand mit Vorsicht zu dir bleiben.

MORGENS ALS MAIL ABGESCHICKT / ZWEITES SCHREIBEN AN DEN ANDEREN „DR. WOHLWOLLEN“ VERFASST / DANACH SOLJANKA GEKOCHT / ÄUSSERST ZUFRIEDEN MIT MIR GEWESEN, ERNSTHAFT / WIR Autoren LASSEN UNS EH SCHON VIEL ZU VIEL vom Literatur-Verwertungs-Betrieb GEFALLEN / UND DIE den bestimmen SIND SO VERLOGEN WIE SIE ES PERSÖNLICH EBEN BRAUCHEN. Der eine möchte viel reisen, der andere trägt halt so gern schicke Klamotten, und alle wollen sie doch nur wichtig sein, sie alle.

Die Reaktion muss nur echt sein, dann kommt sie lustig herrein in meinen neuen Roman.

 

OL=aufgeregt vor Magdeburg-Lesung

OL ist aufgeregt. In zwei Tagen wird er in Magdeburg lesen. Ein Mail erreicht mich heute sehr früh:

morgen peter,

müssen wir noch viel besprechen, wegen übermorgen?
ich les ne stunde?
und du redest dazwischen?
mit marion brasch hatte ich ausgemacht,

1 drittel kinderzeit, 1 drittel schule/jugend, 1 drittel schluss

der Zettel für*** *** in leipzig sah so aus:

2015-03-13-OL-Lesung

in *** habe ich übrigens im restaurant *** gelesen, am *** bahnhof, der laden war rappelvoll, die leute haben getrunken, gegessen, sich amüsiert und bücher gekauft, herr ***, ein glatzkopf mit designerbrille, war auch da, die kellnerin sagte, herr *** möchte aber nicht erkannt werden, der hat ne kette in ***, cafes und so, alle heißen ***, jedenfalls, *** hat ***  für seine moderation vom verlag bekommen, ich nüscht, das sei normal bei ***lesungen, sagte man, alex osang war da und rattelschneck, sogar meine schwester kam aus potsdam, wir tranken fleißig bier, zur lesung stand ein glas wasser auf dem tisch, ich zitierte w.c. fields zum thema wasser und trank stattdessen weiter bier. zum schluss, am ende, die stühle wurden hochgestellt, fragte ich nach der rechnung und musste alle meine bier bezahlen, das wasser sei umsonst, sagte die kellnerin, das sei bei lesungen so usus. soviel zu Herrn ***, seinen restaurants und lesungen bei ihm. melde dich doch, wenn es noch was zu bereden gibt, ansonsten sehen wir uns am freitag im forum, ich halte ein buch in der hand, bis dahin herzlich

OL

Über die Schreibarbeit, den Tod, die Musik

peter_steinIch am Grab von Jochen Berg

Der grosse und der kleine Peter

Peter Krone ist tot. Man hat ihm vor einem knappen Jahr gesagt, dass er nur ein knappes Jahr noch zu leben hat. Wenn er seinen Geburtstag noch erlebe, solle er froh darüber sein. Ich war dreissig Jahre und lag, das Bein in Gips, im Krankenhaus. Er brachte mir ein Buch vorbei: Die Blechtrommel von Günter Grass, der nur ein paar Tage nach Peter gestorben ist, einige Jahrzehnte älter, viel, viel berühmter als er. Ich las das Buch mit glühenden Augen. Ich las über all die Fische, Polen, Deutschland, Krieg, Frieden, Aussöhnung, den Pferdekopf zum Aalfang und auch die vielen sexuellen Details. Ein aufregendes, den Leser bannendes Schmuddelkind, aus Sicht der damaligen Zeit erzählfreudig und sehr gewagt. Ich weiß nicht, ob da eine Absicht von Peter hinter lag. Der Funke wechselte zu mir über. Es wuchs in mir die Glut. Ich wurde zum Vulkan. Ich las und las und wollte nur noch Schreiberling werden, mich zum Ausbruch bringen, meine Erlebnisse in Buchseiten verwandeln. Ich würde Lava und Poesie ausspucken, den Leser bannen und erschrecken, faszinieren und auf Distanz halten wie es Vulkane tun.

Und begann zu schreiben. In A5-Heften, eng mit spitzen Bleistiften. Hefte, die ich nun schon über drei Jahrzehnte mit mir herumtrage, die ich heilige und denen ich wünschte, eine Akademie nähme sich nach meinem Tod ihrer an. Sie zeigen mich am beginn meiner Schreibwut. Sie lassen ahnen, welchen Themen ich mich zuwenden werde. Sie zeigen die gesamte Herde meiner schriftstellerischen Herde, die ich nacheinander zureiten, sprich abarbeiten wollte. Denn Arbeit ist es vor allem, Mühe, Disziplin, Ausdauer und der Glaube an sich und das, was man da macht kommen hinzu. Und der Stapel Bücher, die von mir geschrieben, aber niemals veröffentlicht worden sind, ist drei, vier Mal höher als der Buchstapel, den man von mir kaufen und lesen kann. Fast fünfzehn Bücher habe ich zustande gebracht. Ich bin seit fünf Jahren ein in fach- und Leserkreisen bekannter Autor geworden.

Seit fünf Jahren kann ich von meiner Kunst leben, wie man so sagt. Aber all das sagt nichts über mich aus. Die Person, die morgens erwacht und sich erst einmal den Laptop auf die Knie legt und zu schreiben beginnt. Drei Stunden Text habe ich dadurch täglich hinter mich gebracht, wenn andere Autoren sich noch wohlig unter ihren Bettdecken rekeln und vom Ruhm träumen. Ich bin in der Branche für meine Schnelligkeit bekannt. Ja, ich springe gern und ungestüm auf mein Pegasus. Anfragen und Bitten um Texte, Interviews per a-Mail, Meinungsäusserungen zu irgendwelchen Themen erledige ich umgehend nebenbei. Nichts wird aufgeschoben, es sei denn, es lässt und lässt sich nicht zu einem Text formen, will mir trotz der Mühen nicht gelingen. Sie jeden tag wieder neu motivieren und von sich selbst überzeugt sein. Das, liebe Freunde, ist die ganze Kunst. Einfacher und anstrengender ist es nicht. Ansonsten wird man nur weiter möchten und wollen und sich gut vorstellen können, am liebsten täten und weiter abwarten, endlich entdeckt zu werden.

Ich gehe zur Schicht wie jeder andere Arbeiter auch. Ich arbeite mein Pensum ab. Es ist oft genug monotone Arbeit, die ich verrichte. Ich muss mich mit Musik und Schokolade bei Laune halten. Ich muss immer wieder daran denken, wie schön es ist, ist der Text als Manuskript fertiggestellt und dem Verlag dann zur weiteren Bearbeitung anvertraut. Ich jubele und singe, tanze und springe jedes Mal wieder liegt das fertige Buch dann in meinen Händen. Viele Leute erstaunt wie sicher und mit Witz ich aus meinen Büchern vorlese. Der Text bekäme viel Klang und ich trüge ihn als Bühnenerlebnis vor. Woher nur komme die Lust und Kraft dazu? Und ich antworte dann sinngemäß, dass ich, wenn ich endlich lesen darf, all die Tage der Mühen vergessen kann. ich schlüpfe in die andere Haut. Aus dem Schreiberling wird das Lese-Ereignis. Ich belohne mich für meinen stupiden Fleiss.

Und, das darf in meinem besondere Fall nicht vergessen werden, ich schreibe unter Kopfhörern. Ich höre Musik. ich gebe mir ganz bewusst Rhythmen vor, die dem Text und der Wahrheitsfindung dienen. Und dann habe ich sie alle einfach parat, die Melodien und Takte, Geräusche und Kräche, unter deren Einfluss ich geschrieben habe. Ich schlage mein Buch auf und betrete eine Konzerthalle. Ich setze mich an den Lesetisch und werde zum ersten Geiger, Rockstar, Performer. Und was ich dann als Buchseite vor meinen Augen habe, wandelt sich in Notenblätter um. Ich könnte meine Bücher durchgängig singen, so triefend vollgesogen sind sie mit Takt, Gefühl, Volkssound und Disharmonie, Popmusik, Jazz und sonstigen musikalischen Avantgarde.

Begonnen hat alles mit jenem Peter, der nun tot ist in Bollersdorf. Da saßen wir und tranken und lasen uns anfangs unsere Gedichte gegenseitig vor, bis wir sie nicht mehr länger als Texte ansahen, sondern Liedvorlagen. Und schon sagen wir sie lauthals bis fröhlich grölend, ja schmetterten sie. Oft genug wurden dadurch ganz andere Gedichte aus ihnen. Sie zeigten sich anstößig, geil und bar jeder Fehldeutung roh und nackt, wie sie von uns geschaffen worden sind. Ich bin von uns beiden Peter der fleissigere gewesen. Aber immerhin. Zwei Bücher hat kleinere Peter auch geschrieben: Wirrwarr in Knallidyll und Reisen nach Padukilamo.

Grass wird nun einmal mit es es geschrieben

grass in der villa grassimo, wewelsfleth

grass in der villa grassimo, wewelsfleth

Als ich 1991 in Klagenfurt den vierten Platz belegte und in allen Zeitungen stand, sagte meine damalige Geliebte zu mir, ich solle mich nun endlich von meinen nervigen Kumpels trennen, ich gehöre ab nun auf die Kutsch von Günter Grass. Ich saß dann auch im Traum auf seiner Lieblingsliege. Er nahm mich wie ein Sitzkissen, schüttelte mich auf, schob mich sodann unter seinen Rücken, hielt auf mir Mittagsschlaf.

Hitlerjunge-Grass

SPIELbericht / DIE TAUBE IN MEINER HAND KRÄHT UM GNADE / Hochschulklemmig

SPIELbericht

Bisschen wenig Zuschauer nach meinem Empfinden. Oder eben zu grosses Stadion? Heute alles tendenziell dichterisch. Schiller oder „Mister Eisenhart“ wie er im TV genannt wird, wieder dabei. Gegen Auerbach. Da denkt man sofort an Goethe und Auerbachs Keller. Zitat: Die Kraft ist schwach, allein die Lust ist groß. (Mephisto) Und es macht Lust auf mehr, dieses Spiel heute. Man spricht von Gewalt und Schuss. Ein Gewaltschuss führte zum eins zu null. Prima Abstaubertor, zack, schon steht es 2:0 nach nicht einmal zehn Minuten. Minutenschnitzel gibt es ja auch. Hier Minutenspitzentore. Und fast hätte Schiller zum dritten Tor eingeköpft. Ich hättes es ihm gegönnt. Geköpft ist auch ein mehrdeutiges Wort. Und dann der Elfer durch Hammann. Und fertig ist der Tagessieg.

Der Komiker Preil kommt aus Magdeburg. Wusste ich nicht. Der ist nach Berlin gezogen und hat dann losgelegt. Aber den Magdeburger in sich hat er dann auch abgelegt wien Lachsack.

Straße

Magdeburgisieren ist ein alter Begriff. Hat viel mit Sterben und Verwüsten zu tun. Leider.

Und hier mal etwas zu Tauben. Überschrift:

DIE TAUBE IN MEINER HAND KRÄHT UM GNADE

Bei aller Fürsorglichkeit und Kinderliebe ungeheuchelt ehrlich angefragt erwarten Sie von einer Krähe Schüchternheit gar duldende Güte aphatische Tage ohne Verrenkungen Verrücktheit schmerzende Existenz ohne Tollbehausung without zet be skrupellosen kecken Schiß auf die pseudistische Denkerstirn sadistische Schnabelhiebe in sonstige Unterlagen ausschließlich in Momenten absolutester Unpässlichkeit ätzendes Gelächter ich sage Ihnen mir sind tequilamexikanische Dummheiten durchaus vertraut ich kann den Torero vom Stierhorn gespießt in seiner Entsetzheit verstehen aber meinen Sie tatsächlich einem dunklen Bakuninbiest stünde gutes französisches Benehmen Tafelwasser und aristokratische Landweintische zu Gesicht und flachstes Geplärr über Homos Hotdogs Homer auf Pappmascheebällen und sonstigen heiteren Gallengalerein halten Sie es wirklich für möglich auch bloß vage anzunehmen einer Krähe bekäme Handeln gemäß der Alltagsnorm in absoluter stocktiefer Bierernsthaftigkeit gebuttert gebettet in stiller Altklugerei gewindelt gepudert beidäugig verklebtes Daseinsdulden von Pastekleister aus üppigster Verschwiegenheit gemodelt in die Fresse kann ich jedem mir von vornhinten rechtsobenzu Schlawenzler a la SIE SIND EIN TALENT ihre Visagen nehmen im gemütlichen Speck ihrer falschen Reden verkokeln denn im Ernst könnten Sie tatsächlich mit einem Vogel der so niemals Faxen heckt und lebenslänglich nicht über sämtliche Schlingelschlinge schlägt sich nie auch nur ansatzweise gehässig falsch hinterrücks abnorm laut inhuman asozial gebärdet oder laufend Schaukelpferde zersäbelt sich ins Verhältnis setzen ich proklamiere heftig WER AUS MEINER FANTASIELOSIGKEIT REICHTUM PRESST KANN SICH MEINER HULD SICHER SEIN und reiß jedem ein Ohr ab in das ich tobwüte: Kommen Sie sich nicht lächerlich so geradeheraus perpedo plemmi plemmi an der Seite einer solchen Antikrähe vor schrickt Sie wenigsten allein der pure Gedanke MIT EINEM STOCK VON RABEN den der versoffene Poe nie besungen sondern den er mehrfach zertreten hätte sich ad absurdum freundlich zuvorkommend nett ins galante Benehmen zu setzen wollen Sie eine Minute mit einem Bastard der nicht einmal beim Literaturpapst dazwischen zwitschert niemals ergo immer nicht in die trostlose Rede kraht auf Kritikerstühle und weiße Westen kleckert gegen DIE KUNST AN SICH meckert sein oder mit diesem Laffen eine gemeinsame Schlafkajüte teilen ich frage Sie nachdrücklichst regt so ein ersichtlicher Idiot Ihren Appetit an könnten Sie ihn sich als Komplizen Nachfahre verlässlichen Freund stummen Landesvater lümmelnden Ruhepol verstockten Koeffizienten denken würden Sie diesen beklemmenden Plumpling nähren säubern am kränklichen Bette pflegen hegen auf allen Wegen ins weichste Weich legen also was dann hören Sie auf mir den Bums aus der Ballerbüchse diesen grandiosen Vollfetzer DER SCHÜTZE IST ZU LOBEN GETREU DEM FEDERSTOBEN zu vermiesen und freuen Sie sich tierschutzgeseirefrei mit über den Blutfleck an der Wand der Gottseidank vom Blödi übrig blieb und mir ein 8. Mai 45 ist den ich seither väterlich in meinen Tageslauf einbeziehe Jessus ich hätte ja wohl auch den Flammenwerfer ne saftige Bombe in Anwendung bringen können Verstehen Sie für eine Fliege gibts die Fliegenklatsche für ein Rindvieh tuts die Koppelzaunschlinge auch

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Mache ja immer was. Diesen Text verdanke ich meiner Magdeburger Turmzeit:

Hochschulklemmig

Erst war ich ein Student an der Kunsthochschule Weißensee. Dann kam es zu einem Vorfall. Am letzten Tag einer vormilitärischen Übungsepisode verfiel ich der Idee, unsere Zivilklamotten überzuziehen und diese Uniform abzulegen, uns so zum Appell zu bewegen. Wir taten wie gewollt. Wer dann die Schubkarre schnappte, weiß ich nicht. Jedenfalls gab es sie. Und bald schon saß ich in ihr. Einer schob sie, zwei flankierten sie links und rechts. Auf den Appell zu. Ich denke, wir kamen gar nicht erst richtig an, von beiden Seiten stürmten Männer auf uns zu. Es gab ein Handgemenge um die Karre. Wir wurden zusammengemistet und waren am ersten Tag in der Kunstschule Mode. Wegen Schädigung des Ansehens wurden drei von der Schule geworfen, mir gab man ein halbes Jahr Bedenkzeit. Das geschah, weil es keine Männer in der Studiengruppe gab, ich nach Jahren der erste wieder einmal war. Offiziell hieß es, ich wär in der Schubkarre sitzend, passiv geblieben. Die Bewährungszeit überstand ich. Am fünften Mai, dem ersten Tag nach der Bewährung, gab ich beim Pförtner einen Umschlag ab, in ihm ein einziger Satz, der in etwa folgendes aussagte: Da ich mir ein Kunsthochschulstudium an der Kunsthochschule Berlin Weißensee anders vorstelle, ich die Kunsthochschule Weißensee nicht abschaffen kann, bleibt mir gar nichts weiter übrig, als mich als Student aus der Kunsthochschule Berlin Weißensee selbst zu entlassen. Das war es dann gewesen. Ich hatte zwölf Klassen absolviert, war bei der Fahne gewesen, hatte einen Studienplatz geschafft und war nun nach fast zwei Jahren erledigt. Der Text gefiel mir aber ganz gut. Ich nahm an, Talent zu haben und wollte nun lieber Schreiberling werden. Erst aber einmal in die Produktion. Also Fließbandwerk. Friedhof. Briefträger. Telegrammbote. Tischler. Kraftfahrer. Hausmeister. Mitropakellner. Rampenwart. Ich wollte die Arbeiterschaft kennen lernen. Ich wollte sie reden hören. Ich wollte wie Gratzik ein Schreiberling mit Kenntnis der Proletensprache werden. Ich versuchte mich in dieser Art auch manierlich. Aber da gab es um die Ecken jene Szene, mit Wohnzimmerlesungen und manchmal hörte man einen von ihnen im Westradio. Irgendwie hatte ich sie alle einmal gesehen. Den Kolbe, den Papenfuß, die Erb, den Döring, den Endler, Wagner, Hultenreich, die Schleime, den Anderson und einige mehr. Auch die andere Fraktion derer, die offiziell veröffentlichten, kannte ich zunehmender. Mich lockte die Szene. Ich war bald mit Endler ein wenig bekannt. Über seine Frau, die Judith und unsere Begegnungen am Spielplatz. Ich gab ihm ein paar meiner Texte. Mäßiger Erfolg. Mißerfolg. Wofür ich fünf Seiten bräuchte, reichten ihm drei Sätze aus, sagte Endler und ließ alle meine Zweifel im Grellen leuchten. Ja, ich war ein Versager, konnte nichts; zu blöd um in einer DDR-Zeitschrift zu erscheinen. Äußerlich aber wollte ich mir das nun ja nicht anmerken lassen. Und so gab es immer wieder Gespräche darüber, ob es wirklich wichtig wäre, Szenetyp zu sein oder man nicht lieber Individualist werden sollte, einer, der nicht offiziell und aber auch nicht inoffiziell ein Schreiberling wäre.
Ich ging Uwe Kolbe ein bissel auf den Nerv, in dem ich ihn bat, etwas für mich zu tun, nach ihm mit meiner Klemmmappe schnappte wie ein Krokodil. Die Förderung durch Rathenow war nicht mein Fall. Ich wollte wie Kolbe in der DDR erscheinen, nicht in Westzeitschriften. China wäre noch ein Ziel geworden. Ich kam nirgendwo an und unter, veröffentlichte in der Zeitung, selten zwar. Aber das war ja nichts. Anthologie? Du schaffst es ja nicht einmal in eine kirchliche Anthologie, lästerte meine Nachbarin Pauli, die einen Freund hatte, der das gemeistert hatte. Und hatte recht damit. Aber dann war da die Möglichkeit, sich einzuklinken. Es war wohl die Idee von Dieter Kerschek. Er gackerte während er vorschlug, da einmal hinzugehen. Wir landeten in einem vollen Raum an. Die Leute standen, saßen auf dem Fußboden. Wir lümmelten uns gleich neben der Tür hin und lauschten den verschiedenen Vorträgen. Es gab ein paar Stühle, die wurden zum Reden und Vorlesen genutzt. Es ging um etwas, worum, wurde uns nicht recht klar. Wir gingen davon aus, daß es sich hier um eine Art Veranstaltung handelte, auf der wir uns irgendwann und irgendwie als Schreiberlinge vorstellen könnten. Ich war damals gerade dabei, den Kopf herauszustecken, wollte mich bekannt machen. Kerschek kannte ich als einen Schweriner, das meinte eine offizielle Plattform, die junge Schreibende zusammenrief und zu Veröffentlichungen behalf. Er wollte einfach nicht länger als Poeten-Seminarler gelten. Der Gedanke, hier einen kleinen Achtungserfolg zu erzielen, gefiel uns beiden sehr. Fünf, zehn Minuten, mehr nicht, die Aufmerksamkeit auf uns ziehen, mehr hatten wir nicht vor. Dazu kam es aber nicht. Ja, gut. Wir hätten aufstehen und uns in Szene setzen müssen, sahen aber keinen Grund, uns irgendwie bemerkbar zu machen. Es war uns alles zu theoretisch und zu wenig poetisch. Ich glaube, wir lachten häufig leise für uns hin. Unsere Klemmmappen ließen wir schön zugeschlagen. War schon interessant für uns, zu sehen, wer da alles gekommen war. Ein paar Leute kannten wir. Über die der eine nichts wußte, klärte der andere den Unwissenden auf. So bekamen wir durch uns selber ganz gut heraus, wer wer war. Und wen wir nicht kannten, über den versuchten wir bei unseren Nachbarn etwas zu erfahren. Aber auch das war weniger erträglich. Entweder wurden wir angezischt, weil der Nachbar zuhörte oder bekamen ein Achselzucken zur Antwort. Es wurde mächtig geraucht. Ich kann nicht einmal sagen, ob Kerschek mit mir rauchte oder es ihm auf den Keks ging. Wenn wir auch nicht dazu kamen, uns hier lesend zu betätigen, so war es schon gut genug, nicht mitzubekommen, worüber die Leute da damals so diskutierten. Ich darf ehrlich zugeben, daß wir beide keinen Zugang fanden, und echt nicht auf dem Laufenden waren. Und darum ging es wohl. Um irgendwelche Aktionen, die in der Luft lagen, endlich angegangen werden sollten, von denen wir keinen blassen Schimmer besaßen. Es ging darum, daß sich alle auf etwas Verbindendes festlegen wollten, was das Schwerste zu sein schien. Da es keine Getränke frei zu erwerben gab und wir uns auch nicht recht trauten, nach den Flaschen der anderen zu greifen, beschlossen wir den Zersammlungsraum wieder zu verlassen. Wir gingen ins Fengler herüber und stießen dort auf einige Typen, die gar nicht mehr in den Raum hereingekommen und deswegen wieder abgezogen sind. Ich fand richtig schön, daß eine damalige Mitstudentin von mir, mit der ich Jahre zuvor an der Weißenseer Kunsthochschule war, die gute Ute, hier mitmischte oder das Sagen hatte. Ich habe ja oft genug Schwierigkeiten gehabt, Elke Erb zu verstehen. Sie sagte hin und wieder etwas und mir ging es nicht viel anders als immer mit ihr. Ich hörte ihren Worten zu und verstand nichts. Wir lachten und lästerten ein bißchen, tranken Fenglerbier und hatten davor längst schon jeden Zersammlungswillen in uns getötet. Einerseits waren wir etwas angegärt, in Zukunft also weiter nichtrelevant genannt zu werden. Auf der anderen Seite befreite die Veranstaltung uns davon, weiter angestrengt darüber nachzudenken, ob wir nun zur Szene dazu gezählt werden wollten oder nicht. Niemals, sagten wir uns. Das ist einfach eine andere Sache. Da finden wir nicht recht hinein. Da müssen wir uns begnügen und zusehen, wie wir als Einzelkämpfer voran und ohne die anderen alle auskommen würden. Am Ende waren wir ordentlich angegangen und torkelten nach Hause. Zumindest darin waren wir den meisten Zersammelten dann doch noch ein wenig ähnlich geworden.

Grub oda gam Nebel – Leben, Regal – Lager.

Ich habe seit meiner Kindheit einen Faible zum Rückwärtslesen. Ich mag Worte, die rückwärts und vorwärts gelesen sich treu bleiben. Renner zum Beispiel. Da wäre also Grub oda Gam von hinten gelesen Magadoburg, wie Kaiser Karl der Grosse zum ersten Mal diese Stadt festgeschrieben hat.

Meine Vorhaben

Tierpark be-, Eisbär suchen Auf der grössten Orgel spielen Puppentheater geht immer Ausgiebige Radtouren Bötel essen, Bier dazu Eulenspiegel-Brunnen Mehr zu Eisenbarth erfahren Hundertwasserhausfenster bepflanzen Norberts Knochen auf die pur kommen Kneipentour vom Hasselbachplatz aus beginnen Bolzen plätten Im Schauspielhaus aufgeführt werden Fernmeldeamt inspizieren Magdeburgs Partnerstädte bereisen Häfen Stadtführung durch Nadja, nad ja!

HEUTE FAND ICH DIESES FLUGBLATT AN UNSERE HAUSTÜR ANGEBRACHT

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Flugblatt
Ich heiße Cornelia G (bei Petra S / mein Name noch nicht mal dran. Ich weiß nicht wer sie sind und warum ich seit Tagen beschattet und verfolgt werde. Wenn sie mich umbringen wollen dann tun sie es. Lassen sie meine Familie in ruhe, sonst schalte ich jetzt die Polizei mit ein. Sagen sie mir was hier los ist? Ich bin selber psychisch krank und leide auch an Angst zu ständen. (Dadurch wird es wieder schlimmer. Dadurch fahre ich nie alleine (außer bis zur Klinik in der Uniklining, einmal Peter Paul Strasse allein gefahren) Was ist los. Die Polizei war schon einmal bei mir, weil ich jemanden ähnlich sehe. bitte sprechen sie mit meine Betreuer. Aber sagen sie mir entlich was hier los ist. Ich wohne ein beim beschütztes Wohn aber ich fühle mich nicht mehr sicher. Sollte mir etwas Pasieren ich habe meine Kinder bescheid gesagt, das ich den Brief bei ihnen vor der Tür lege, noch heute Abend! Ich möchte das das aufgeklärt wird (sofort) Warum geht man nicht nach den Leuten und beschattet unschuldige Bürger. Den Brief habe ich als beweiß abgelichtet.

Auf einem kleine Zettel ans Blatt geklebt:
Kommen sie rüber und klären sie uns auf

MEIN HEUTIGER KURZTRAUM

Magdeburgs mächtige Osterhasen sehe ich eingespannt. Ihre Nasenlöcher schnaufen. Ihre Felle dampfen. Ihre Mäuler schäumen. Sie haben reichlich vom Elbosterwasser getrunken, stehen gut im Futter, wirken kräftig genug, die Aufgabe zu meistern. Dieses Jahr knacken wir das Ei, steht auf einem riesigen Transparent. Zwei Rammler zur Spitze des Eies hin, zwei vor dessen stumpfes Ende gerückt. Ein lauter Ostereierhuhnschrei und sie werfen sich ins Geschirr, versuchen das luftleere Schokoladen-Guericke-Oster-Ei auseinander zu reißen. Das gespannte Publikum im Stadionrund hat alle Möglichen Wetten abgeschlossen. Dieses Jahr werden sie es doch wohl endlich schaffen. Und nicht nur die Kinder diskutieren munter darüber, welche Überraschung Magdeburgs Osterei ausschütten wird?

Hin und her
Steige ich in Berlin ein, bin ich jedes Mal wieder überrascht, wie viele Leute nach Magdeburg fahren. Dann aber steigen sie vor allem in Potsdam aus. Erst jetzt kann ich mir ein Bild von Magdeburg machen. Das Gesicht von ihm oder ihr, das ich typisch nennen mag. Das Gesicht von ihm, das auf Magdeburg zugeschnitten einfach passt. Ich meine Magdeburger, die hin und her reisen, hin- und hergerissen sind, abfahren, wieder abkommen, sich in Magdeburg aufhalten, dann aber ihre Stadt wieder verlassen.

Doppelstockzug
Lange her. Da war ich Kind und wild darauf versessen, oben zu sitzen, auf alles herunter zu schauen und Tiere zu zählen, die ich von meinem abgefahrenen Hochstand aus sah. Heute sitze ich immer noch oben, bediene mich über Kopfhörer mit JAZZIGER Musik und kann mir, wenn ich es mag, TIERfilme ansehen.

Es steht ein Gerücht
über Schrebergärtens Erden
Es muss selbst in Werder
Frühling werden.

Opernplatz
Ich besorgen mir zwei Hunde, nenne den einen O den anderen Pern. ich kann dann: „Oper Platz!“ rufen. Und sie setzen sich dann brav auf den Opernplatz.

DPAG_2008_100_Jahre_Motorflug,_Hans_Grade

Nach Magdeburg
Anreise über Stendal. Wegen Bauarbeiten kommt es zu Verzögerungen. Kurzer Aufenthalt in Stendal. Schüler vor dem Blumenladen. Unterwegs Nieselregen, Dunst, Nebel. Sonst nix weiter. In Magdeburg an Ständen vorbei. Essen, Trinken, Essen. Einen Brunnen betrachte ich. Den kleinen Fisch, der vom Rand einer eckigen Wanne aus einem Mädchen zusieht, das ein Bein angehoben sich splitternackt den Fuss wäscht.

Ich besteige einen Kleinbus, silbrig. Und schon hat Norbert mit der Kuppelung Probleme. Wir müssen die Rundfahrt abbrechen. Einiges aber habe ich von Magdeburg doch gesehen: Schöne Brücken. Eine Hebebrücke ausser Betrieb. Nun nur noch Baudenkmal, was heisst hier nur noch? Teilstücke der Uferpromenade. Ich stand eine ganze Weile auf dieser Glasscheibe, die ein paar Risse aufweist. Ich sah auch die neuen Bauten, die irgendwie wie Boote aussehen. Ich sah zwei, drei Kirchen im Dunst. Den Dom auch. Wie aus Frühreif gebaut. Und wir fuhren auf einer Strasse, die war so gerade gezogen wie die Strassen in Amerika. Und sie verlor sich im Nebel. Ich sah ein Stück in der Unendlichkeit verschwinden. Norbert sprach von Napoleon, der die Neustadt abreißen ließ, für ein besseres Schussfeld. Und am besten gefiel mir der dunkle Klinkerbau der AOK, Baujahr 1927. Eine so klare, so prächtig anzusehende Fassade!

Meine Dachterrasse
Bernd Wagner hat sich um die Dachtauben gesorgt, ihnen Namen gegeben. Ich kümmere mich nicht um sie. Für mich sind sie immer noch fliegende Ratten. Tut mir leid, freundlicher habe ich die Leute nie über Stadttauben reden gehört.

Im KulturForum
War eine dufte Ausstellung zu besuchen. Fotos von früher. Oh ja, sie waren alle hier, in Magdeburg. Conny Bauer, Conny Schleime, so gar Schedlinski und Anderson, Judy Lübke, der den Neo Rauch weltbekannt gemacht hat.

Im Central
Hier läuft ein Film. Ich sitze mit dem Rücken zu ihm, trinke Gintonic. Und denke, Magdeburger Magenbitter, den könnte ich noch erfinden. Mal meinen Schnapsbrenner Ott in Schleswig-Holstein fragen, wie der meint, das so ein MAGDE-BITTER schmecken sollte.

Der olle Wewerka
In einem Magdeburger Kunstjournal viel über den alten Wewerka gelesen. Mit ein paar seiner Holzskulpturen im Kopf dann nach Chicago geflogen. Einige davon geistig dann in den Millenium-Park aufgestellt. Deutlich größer als von Wewerka je gedacht. Ich muss sagen, die haben sich dort ganz gut gemacht. Sollte viel mehr Magdeburger Flair in so kunstfreundliche Städte wie Chicago verbreitet werden.

ERSTER APRILAPRIL

Der Stadtname Mag-de-burg verführt einen rasch,
darüber nachzudenken, was man selber angeben würde,
gäbe es eine entsprechende Liste:

MAGich – MAGichnicht

Ich werde eine entsprechende Rubrik einrichten, sie am Ende meiner Zeit ausfüllen.

***

Genug der Bilder von früher. Ich habe mir genügend alte Fotos angesehen und immer gedacht: Warum nicht, warum nicht einen Teil davon wieder aufbauen. Sollen denn die Zerstörer dieser Welt immer Sieger der Geschichte sein?

Es ist schade, dass man damals keine eigenen Ideen hatte, sich von Moskau vorschreiben ließ. Es haben zu viele Russen an Magdeburgs Stadtbild gebaut. Der damalige geistige Optimismus hieß: Wir erobern das All und alles andere wird gut. Zu oft nehmen gesellschaftliche Veränderungen Einfluss auf den Städtebau. Das Geringste daran noch, wenn nur Namensschilder ausgetauscht werden. Neue Herrscher wollen absurde Ideen umsetzen. Zuerst werden Denkmäler eingerissen, verherrlichte Statuen eingeschmolzen, neue Figuren gegossen, die solange stehen bis ein neue Gruppe an die Macht kommt und ihren Baustil propagiert. Man hat sich nicht nur mit dem Mauerbau in Berlin, sondern auch städtebaulich über die gesamte DDR großflächig vom allgemeinen westlichen Baustil abgesondert. Und der westliche Baustil kann auch nicht gerade als irre bezeichnet werden. Die Neubauten der DDR waren Scheinwelten. Attrappenstädte. Sie sollten vorgaukeln, alles wäre prima in dem Land. Die guten, alten Häuser aber verfielen weiter. Ganze Strassenzüge wurden unansehnlich. Grosse Teile der Bevölkerung lebten weiterhin unter schwierigen Wohnbedingungen. Marod war ein Wort dafür, das man nicht wahrhaben sollte. Und wo Häuser verfallen, fällt auch der Glaube an eine schöne Zukunft.

Wiederaufbau
Wieder aufbauen müsste doch wieder herrichten heissen. Also da, wo etwas war, wird es eins zu eins neu aufgebaut. Dieses Motto der Stalinisten: Wir bauen neuer und schöner, war schon ein böser Hinterhalt, von Beginn an eine feiste, staatliche Lüge. Denn sie konnten ja nichts anderes als diese komischen Neubauten aus Beton und Baukastenteilen errichten. Und die sind ja nicht schön. Und die werden auch niemals so richtig anheimelnd, wohnlich zu nennen sein. Sie waren und sind eine Notlösung, eine Billigvariante, eckig, praktisch, stapelbar. Auch wenn man die Fassaden anpinselt, gläserne Fahrstühle dranpappt. Sie sind kein Kulturerbe.

Freilich, ja. Die Bomben haben große Teile Magdeburg dem Boden gleich gemacht. Das war fatal. Um so mehr wäre es zu begrüssen gewesen, wenn man alles wieder aufgebaut hätte. Für die Überlebenden als Zeichen; Seht her, es wird alles wieder fast so wie es einmal ausgesehen hat und war. Nur eben besser und der modernen Zeit angepasster. Stattdessen hat man die Gunst der Stunde genutzt, das wenige Verbliebene auch noch weggeräumt. Und es heisst nicht zu unrecht: Was der Krieg nicht geschafft hat, haben die DDR-Jahre insgesamt den alten Bauten angetan. Und dabei gibt es Beispiele aus anderen vom Kriege zerstörten Städten. Die wurden auch haargenau wiederaufgebaut. Weil man sich an sie gewöhnt hatte. Weil man das Leben in ihnen schätzte. Weil man seine Stadt wieder erkennen wollte. Weil die Stadt eng mit ihren alten Bauten verbunden war.

Wahrzeichen sind nun einmal keine Falschbauten.

Im Osten herrschte Zerstörungswille von ganz Oben aus gesteuerter Abriss total.

ZK sollte ZerstörungKraft genannt werden.

Zum Beispiel Kirchen. Die haben den Ulbricht-Idiote und seinen Architektur-Barbaren immer zuerst gestört. Gestört = zerstört, was sich nicht erhalten gehört. Die mussten im ganzen Osten überall weg, weg. Auch unter Honecker nichts besser geworden. Und die Kirche hat nichts gegen diese Blinden getan. Nicht zu verstehen, diese Zerstörungswut der Möchtegern-Kommunisten, Knallhart-Knallkopf-Sozialisten. Wie man mit den Bauten verfuhr, heisst es, verfuhr man auch mit den Menschen. Diese neuen Menschen waren Betonköpfe. Und immer haben sie dem ganzen Abriss, der rüden, rücksichtslosen Beseitigung alter Bauten noch sichtbar einen Stempel aufgesetzt. In Berlin den Telespargel. In vielen Städten riesige Denkmäler. In Magdeburg die ellenlangen, leere, ach so übertrieben breite Aufmarschalleen. Und diese Einkaufszentren erst überallhin geklotzt. Puh.

Ich sehe mir alte Fotos von Magdeburg an und werde leicht wütend: Das alte Gute wieder aufbauen, denke ich, alles Schöne wieder herrichten. Denn der Mensch will das Gemütliche, Urige mehr als jedes Bürgeramt vom ihm meint. Ja, doch, sicher. Der Magdeburger würde liebend gern ganze Strassenzüge von früher wieder eröffnet sehen, sich darin ergehen.

Jetzt sofort. Das gute alte Magdeburg, es gehört wieder aufgebaut. Das Alte gehört zum Kulturgut. Ab heute nunmehr nur eine Losung: Wir sind, was nicht mehr seinen Architekten folgt, sondern wagen eine einzige Forderung in den Raum zu stellen: Wir wollen den wirklichen Wiederaufbau, alte Bauten gehören uns zurück gegeben.

Vielleicht sollte man in Magdeburg Ausgrabungen beginnen?

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Es muss sich doch etwas finden lassen, was von der UNESCO gefördert wird. Dabei sollte es vor allem ums Ausgraben gehen, darum, nach etwas zu buddeln. Und alle buddeln mit. Eine echte, einzigartige Gemeinschaftsausgrabung, stadtübergreifend. Und was dann dabei so ans Tageslicht kommt, sollte Touristen anziehen. Das Graben ist das Ziel.

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Als Raumfahrer hätte ich es schlechter. Die erhöhen nämlich durch ihren Aufenthalt körperlichen Risiken. Permanent einer ungebremsten Sonnenstrahlung ausgesetzt, besteht eine deutliche Krebsgefahr. Die hält sie aber nicht ab. Zusätzlich kommt es Beeinflussung der Netzhaut, Veränderungen der Sehleistung. In den Weltraum zu fliegen ist ein märchenhaftes Ziel.

Aufmerksame Leser finden
in dem Wort Weltraum
das Wort Traum.

Ich erlebe den Sturm von meinem Hochsitz aus. Es donnert, kracht, pocht und scheppert um mich herum. An Schlaf ist nicht zu denken. Ich dämmere kurz ein, wache aber dann recht bald wieder durch prasselnde Tropfen, gegen das Fensterglas ballernde Regenschauer auf und fühle mich wie ein Leuchtturmwärter sich, von allerhand Geräuschen umlagert, fühlen muss.

Magdeburg im Sturm erobert, denke ich und: Nun weht aber hier ein anderer Wind, jetzt wird kräftig der Marsch geblasen. Die zu viel Wind machen, ernten den Sturm der Empörung. Vom Winde verweht, sich gegen den Wind stemmen, das launige Lüftchen, das zum groben Orkan wird.

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Theaterbesuch

Warum lädt man so eine Truppe nicht zum Theatertreffen ein?

Antwort: Weil die Off-Theaterwelt einfach nicht wahrgenommen wird, man Theater in anderen Städten als den angesagten deutschen Metropolen für Provinztheater hält. So viel Spielfreude wie sie die drei Schauspieler im Stück TSCHICK entwickeln, kann man doch nicht einfach so übersehen, beiseite schieben und als nichtrelevant links liegen lassen, als gäbe es das Stück Spielfreude nicht, nur weil es in Magdeburg stattfindet.

Das junge Publikum ist begeistert. Es klatscht, geht mit, mischt sich ein, spielt teilweise mit. Alles wie man es sich nur wünschen kann. Der Spielwitz überträgt sich auf das Publikum. Verkleidung, Maskenspiel, Lieder, wenn es sich nicht mehr lohnt, etwas bühnenreif zu sagen. Die Mischung ist bunt und stimmt. Es kommt zu spontanen Reaktionen, die reichen von Mitgefühl bis hin zum Auslachen. Die Vorstellung war zurecht ausverkauft. So einige Spielszenen, da bin ich mir ganz sicher, werden von den Zuschauern privat nachgespielt. Die mexikanische Nummer zum Beispiel. Was man alles mit einer Gitarre anstellen kann, hier wird es voll ausgereizt. Und es gibt Momente der absoluten Ruhe, die voll ausgespielt werden. Kurzum: Die neunzig Minuten wie weggeblasen, die Herzen der Zuschauer im Sturm genommen. Von solchen Abenden bleibt einiges zurück, das Frische ins Leben bringt.

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ERSTER APRIL, HE … übrigens darf ich nicht vergessen, jemanden in den April zu schicken. Eben hat es nämlich geklingelt und eine türkische Stimme meinte, etwas abgeben zu wollen für mich, ob ich englisch verstünde – das alles geht gut über eine Wechselsprech-Verscheißerungs-Anlage zu machen. Ist ECHT kinderleicht jemanden anonym in den April zu schicken. Also NIX wie losgelegt: Aprilapril.