Beim Verlagsfest am Elsensee

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Ich kann mir gut vorstellen, dass es bei dem Fest meines Verlages am Elsensee so zuging wie in der Schrebergarten-Kneipe Mille Birra auf meiner Radtour entdeckt und leider nicht besuchen können, da geschlossen. Nur dass hier an das liebevoll vielleicht Tante Milli genannte Bierhäuschen kein See angeschlossen war wie beim Elsen-Fest.

Und das war schon auffällig, die Leute kamen an, zogen sich aus, hatten bereits Badeklamotten drunter, gingen in den See, schwammen, redeten, planschten und genossen das kühle Nass. Kühles Nass ist in der Gartenidylle Mille auch vorhanden, nur eben im Glas und auch nur zum Gaudi der Zungen. Und dann wurde gegrillt und Mixgetränke gingen um von alkoholfrei bis hochprozentig. Und es gingen lebhafte Gespräche los, über die Welt, das Kino, die Politik, das Leben, die Kunst und Religionen, Reiseländer und Großstädte, und plötzlich auch, wer hätte es gedacht, um Magdeburg. Nicht nur allein, auch Dessau und das Bauhaus, was ja schön ist für eine Stadt wie Magdeburg, die ja Kultur-Hauptstadt werden will, im Zusammenhang mit Dessau und dem Bauhaus genannt zu werden. Es ging um die Zerstörung der Stadt im Krieg und den Aufbau, dass man ihn hier eben nicht auf der alten Basis geschafft hat, sondern radikal die neusozialistische Architektur bis hin Plattenbauweise, später durchsetzte. Andere ebenso zerstörte Städte sähen aus wie damals, also fast wieder wie sie vor dem Krieg aussahen. Magdeburg dagegen ist auffällig liebloser wiederaufgebaut worden. Und die das alles zu verantworteten haben, mussten längst abdanken – nur ihre Bausünden bleiben und prägen das Bild so entscheidend, dass man, so hieß es an dem Tisch, wenn man von außen her in die Stadt hinein kommt, erst einmal durchatmen und Oh weh denken muss, und schon auch mutig bleiben sollte, um dann doch ganz tolle Entdeckungen zu machen. So wie es mir permanent geht, wenn ich mit dem Rad aus bin, in Winkel und Ecken radele und meine kleinen Sehabenteuer habe.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Und bitte schön, einmal genau hingesehen: Ist so eine Fassade, auch wenn sie abgelebt und von der Zeit angefressen ist, nicht auch eine wunderschöne, beinahe künstlerische Wand zu nennen? Etwas zum richtig langen guten Hinsehen, sich so seine Gedanken machen können? Sie hier abgenommen und nach Venedig umgesetzt, könnte diese Wand durchaus die Attraktion des Deutschen Pavillons in Venedig sein und ein Riesenerfolg zugleich. Schade, dass solche Ideen, wie ich sie hier locker entwickle, niemals umgesetzt werden, es bis zum Kultur-Termin Magdeburgs im Jahre 2015 den Künstler nicht gibt, der sich eine solche Aktion traut und fest vornimmt, die Fassade zu verfrachten, und dann diesen Wechsel auch durchsetzt. Und schade auch, dass es sicherlich für solch eine werbeträchtige Aktion, die man ja nur „Magdeburg“ nennen muss, keinen Kulturausschuss geben wird, der begeistert darum ringt, so etwas unbedingt einmal Wirklichkeit werden zu lassen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

 

Und auch solch eine Fassade mit samt altem Stuck und Balkone, wäre absolut geeignet auf Weltausstellungen rund um den Globus als Kunstwerk aus Deutschland zu stehen. Arbeitstitel: „Pizzahaus Magdeburg“.

Schön nur, dass ich kurz von meiner Liebe zu solchen Wänden sprechen konnte, knapp über eine Stunde weg von Magdeburg, in einem Garten am See, in dem plötzlich wie aus dem heiteren Himmel von Magdeburg geredet wurde. Anlass war das Tiefwasser der Elbe und, dass mit ihm nun immer mehr Dinge zum Vorschein kommen, auch Fundmunition zum Beispiel, von denen man bisher nichts recht wusste. Es wird schon von einen sehr geschichtsträchtigem Tiefwasser der Elbe gesprochen. Und es bilden sich langsam schon Kollektive, die ausschwärmen und alles festhalten im Flussbett, was wichtig ist für die Stadtgeschichte. So hat der Mangel an Wasser zum anderen auch seine gute Seite.

Comments are closed.