Bahnstreikt uns doch

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Nun kenne ich den Norden von Deutschland. Kenne das Wattenmeer und ein Wrack, das dort bei Horumersiel liegt und bewandert wird. Ich sah Boote, Hafen, Touristen, Wasser, Regen in Strömen, Kneipen, ein orientalisches Zelt, Zuhörer, Lesende, Hunde, Bierflaschen, Musiker, Behinderte, Räucheraal und brütende Wasservögel, Zappen sagt man bei uns in Mecklenburg. Dann war da ein junger Mann, der aus der Nähe von Magdeburg gebürtig ist und froh, in die Welt umgezogen zu sein, Potsdam ausgerechnet. Es war manchmal arschkalt und zugig. Es waren wunderbare Momente von Zusammensein in Judiths Küche, mit Alexander und und und – all die anderen. Ich erfuhr von vielen Dingen. Es war lebhaft. Und das Beste, ich musste nicht aufbrechen wie geplant nach Magdeburg, sondern saß fest und danke der Bahn, und bin bestimmt nicht der einzige Mensch, dem so ist. Preiswert war es auch. Ich fuhr mit dem Auto von Falk zurück. Man findet sich sehr gut damit ab, einmal aus dem Rhythmus genommen zu sein, aller Hektik entledigt und die Leute einer ganz anderen Gegend zu studieren. Das Leben ging trotzdem schnell vorbei. Mir kamen die drei freien Tage dank der Streikenden vor wie gefühlt eine Woche, wenn nicht gar zehn Tage hintereinander. Ich war gern da draussen. ich vermisste Berlin dabei nicht und fühlte mich auch nicht abgelöst, ausgesetzt. Das Wetter wird nun wieder besser. Man wird noch ordentlich heisse Tage erleben. Auch in Magdeburg. Der Sommer ist so. Der Sommer kann einfach nicht ablassen von der Lust uns mit heissen Tagen zu versehen. Ich habe nichts verpasst. Jede Begegnung mit Menschen ist ja so etwas wie ein Anlegemanöver. Manchmal gelingt es gleich, manchmal noch nicht einmal nach dem fünften Versuch, einem Menschen näher zu kommen. Das meine schönste Erfahrung. Und immer wartet eine Grossmutter auf einen, ein guter Geist, egal wie man es sehen will. Die Toten leben in uns weiter.

Meine Schuhe haben Ruhe und ich geh, weil ich muss bar zu Fuß.

Meine Schuhe haben Ruhe und ich geh, weil ich muss
bar zu Fuß.

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