äh mir reichs mitter bahn

Heute Kinder wird’s was geben, heute streikt die Eisenbahn,

und wir werden es erleben, Leute steigen ein und kommen nicht an.

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WENN SCHON GESTREIKT WIRD, ARBEITE ICH EBEN AM TEXT.

Momentan schreibe ich über Haustiere, also den Wellensittich, den Hamster, Fliegen und heute eben über eine kleine, fast durchsichtige Grille.

Tamara die Grille

O je oje. Nur noch der Kopf übrig. Die schöne Sängerin ist für immer verstummt. Ich war krank. Ich meinte, die Grille würde mir mit ihrem Gesang willkommene Heilung schenken. Fakt ist, die Grille spazierte ein paar Sprünge durch das mein Zimmer und ist dann für einige Tage entschwunden. Ich war gerade an einer Sache mit Aussicht dran. Schlichter formuliert, ich machte artige, enorm vorwärtsorientierte Verrenkungen auf dem Teppich der Kunst.

Ich bin ja auch eine Art Grille. Ich mache kleine und grössere Sprünge. Kaum aber springe ich zu hoch, schon stoße ich mir den Kopf an der Realität und es schüttelt mich ordentlich durch. Mir war die Grille über ihr kurzes Hiersein hinweg ein zu einfach strukturiertes, zudem auch ein viel zu durchsichtiges Insekt. Tage nach ihrer Ankunft wurde sie mir dann zur Plage, ein regelrechtes Nerven, das in alle meine Gedanken geschrillt, mein Hirn geschleudert hat.

Ich verlor die Lust am großen Wurf. Ich lag danieder. Ich vertröstete die Gönner vom Telefonapparat aus. Ich erhob mich, begab mich an den Schreibtisch. Ich hob an etwas zu schreiben – und kann sagen: Es kam nichts zustande. Ich verfiel. Ich unternahm nicht die geringsten Versuche, konnte mich nicht erheben. Ich wurde wahnsinnig. Ich redete mir unvorstellbare Dinge ein, sah Ereignisse nahen, die jeder medizinische Grundlage entsagten. Ich wurde krank am Gemüte. Ja, ich wäre verrückt geworden vom Zirpen der Grille namens Tamara rund um die Uhr. Mich verfolgte das Grillengeschrei. Ein Schrillen, das ausser mir keiner hörte.

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