Wetter

Regentage spielen heute in der Kinderliteratur so gut wie keine Rolle mehr, anders als vor vielen Jahren noch, da Kinder von ihren Erwachsenen noch nicht verkabelt worden waren. Ein Kinderroman konnte mit einem Abenteuer an einem Regentag beginnen, wenn die Kinder nicht draußen spielen konnten und sich etwas einfallen lassen mussten, wollten sie sich nicht unendlich langweilen. Auf iks Ideen kam man an Regentagen.

Man wartete auf das Ende des Regens, man malte auf beschlagenen Fensterscheiben.

Draußen spielen hieß herumstromern, die Gegend erkunden, Spiele mit vielen anderen Kindern, Schaukelwettkämpfe, Verfolgungsjagden – aus der Zeit vor gut 40 Jahren stammt das Baustellenschild: Eltern haften für ihre Kinder.

Regentage waren Tage, die man überstehen musste – was tun, wenn man zu Hause am Fenster stand und sehnsüchtig hinausschaute? Es gab Spielesammlungen, Rätselbücher, Fischertechnik, Ankerbausätze und Lego, nicht nur zum nach Anleitung zusammenbauen und dann so lassen, weil man es sonst nie wieder zusammenbekommt…  Es gab Anleitungen zum Überstehen von Regentagen in Zeitschriften.

Vor Jahren hieß es nur: Es regnet.

Heute, da Kinder wie auch viele Erwachsene mehr Zeit im Innern von Gebäuden verbringen als früher, sagt man: Es regnet draußen.

Am anderen Ort eben, da draußen. Manche stehen sogar auf der Straße, draußen, über sich nichts als Himmel, und sagen: Es regnet draußen. Wo kann das sein?

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